Da mir durch die Trennung nun auch die Vertrauensperson fehlt, der ich sämtliche Gefühle und Erlebnisse anvertrauen konnte, versuche ich nun, diese für mich hier niederzuschreiben. Auch wenn das “für mich” nun suggeriert, ich suhlte mich hier in einer Anonymität, ist mir doch durchaus bewusst, dass diese Seite im Internet verfügbar ist. Jedoch bin ich bereit, meine autistischen Erfahrungen zu teilen. Denn genau dies war der Grundgedanke dieser Seite. “Für mich” bedeutet in dem Kontext viel mehr, dass ich für mich einen Nutzen aus dem Niederschreiben meiner Gedanken ziehen kann. Ich erhalte zwar keine Antwort eines Gegenübers, doch kann ich beim Schreiben Situationen reflektieren, diese für mich überdenken und womöglich ein Fazit ziehen, das mir hilft, besser mit Situationen umzugehen.
Der heutige Tag war geprägt von solchen Situationen, die mich wieder einmal fest in ihren Händen hielten. Schon am Vormittag war ich wieder so fertig und müde von all den Menschen, die in der Schule um mich herum agierten, dass ich bereits um 11 Uhr während des Unterrichts einschlief. Auch wenn die letzte Opipramol zu dem Zeitpunkt bereits 16 Stunden zurück lag und ihre volle Wirkung während der Nacht entfaltete, fühlte ich mich, als setzte die Wirkung just in diesem Augenblick ein. Die Lider schwer wie Blei, die Gedanken abseits der Spur in einem Nebel aus Geräuschen und Gerüchen, vegetierte ich in den Vormittag hinein, eh ich mich zwei Stunden vor Schulschluss austragen ließ und ging.
Ich ging jedoch nicht, weil ich nicht mehr konnte, sondern vielmehr, weil heute ein wichtiger Termin anstand: Das Erstgespräch der Autismustherapie. Da ich dort keineswegs zu spät kommen wollte, hielt ich es für nötig, die Schule eher zu verlassen. Ein gut durchdachter Plan meinerseits.
Ich fuhr schnell nach Hause, zog mich um und setzte mich direkt wieder ins Auto, Richtung Therapiezentrum. Die Fahrt war geprägt von Abwesenheit und ich zermaterte mir den Kopf mit Gedanken, die sich nicht ausblenden ließen. Ich verpasste die Ausfahrt der Autobahn, geriet in einen Stau.. schaffte es jedoch noch rechtzeitig zur besagten Adresse. Dort angekommen, jedoch das Debakel schlechthin: weit und breit keine Parkmöglichkeiten. Zudem war die Hauptstraße, an der die Einrichtung lag, so stark befahren, so dass ich nicht langsam nach etwaigen Parkmöglichkeiten auf dem Gelände ausschau halten konnte. Ziellos fuhr ich weiter, den Schweiß auf der Stirn stehen, die Gedanken im Gehirn hämmernd. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
Nur noch zehn Minuten bis zum Termin. Ich fuhr mehrfach um den Block. Kein Parkplatz.
In meiner Verzweiflung wollte ich schon unverrichteter Dinge den Heimweg antreten und mich hinterher telefonisch über die Parkplatzsituation beschweren, bis vor mir jemand aus der Parklücke einer Seitenstraße fuhr. Mittlerweile hatte ich zehn Minuten Verspätung.
Ich hastete ins Gebäude, zitternd und stotternd klingelte ich und wurde erstaunt empfangen..
Man hätte mich am heutigen Morgen schon versucht zu erreichen und sprach mir auf den Anrufbeantworter, dass die besagte Therapeutin heute nicht komme, da sie krank sei.
Ernsthaft?
Ich habe eher Feierabend gemacht, bin wie ein Irrer auf der Parkplatzsuche gewesen, hätte dabei am liebsten mein Auto vor lauter Wut zerlegt, um festzustellen, dass der Tag eigentlich ganz anders hätte verlaufen können?
Ich fuhr zurück.
Auf dem Rückweg fuhr ich bei der Poststation vorbei um ein Paket abzuholen, das mit einem Abholschein am Samstag angekündigt wurde. Nach schier endlosen Minuten des Wartens die Erkenntnis: Wir haben ihr Paket gar nicht, aber wir telefonieren mal ‘rum!
Ich hätte innerlich platzen können, hätte am Liebsten den Kopf gegen die Wand geschlagen. Es war scheußlich!
Letztendlich wurde ich auf eine weitere Poststation in einem anderen Stadtteil verwiesen, die der Paketzusteller komischerweise aufsuchte.. Warum diese Poststation, obwohl sie gar nicht in meinem Zustellungsbereich lag?
Zuhause angekommen, legte ich mich hin und verschlief den Rest des Tages, bis ich nun um 22 Uhr diesen Text schrieb.
ps.
Wenn nun jemand neugierig ist, was in dem Paket war: Click.