Dass ich das noch erleben darf: Ich habe einen Job!

Wer meine Beiträge hier in den letzten Monaten verfolgt hat, weiß sicher um meine Jobsituation. Die Klage, die ich hier mehrfach detailliert ansprach, war nur der traurige Höhepunkt einer fünfzehnmonatigen Odyssee, einen Job zu finden.

Nach fast 10 Jahren Leerlauf im Leben habe ich meine Ausbildung zum Zierpflanzengärtner 2017 mit 31 als Jahrgangsbester absolviert, knüppelte die komplette dreijährige Ausbildung in nur 2 Jahren durch und besuchte 2 Berufsschulklassen gleichzeitig, da man mir wegen der 1,0 in der Zwischenprüfung die Verkürzung gewährte. Im Anschluss absolvierte ich das Abi im zweiten Bildungsweg ebenfalls als Jahrgangsbester. Konnte im darauffolgenden Studium leider nicht an meine vorherigen Erfolge anknüpfen und musste nach totalem Zusammenbruch und mehrmonatigem Klinikaufenthalt kurz vorm Ende des Studiums einen Schlussstrich ziehen und 2023 wieder in die Heimat gehen. Ich habe meine Aspergerdiagnose seit 2016, IQ getestet im 130er Bereich, kann in meinen Spezialinteressen überdurchschnittliche Leistungen erbringen (daher habe ich SI Nr1 (Pflanzen) auch zum Beruf gemacht) und habe einen GdB 60 – gerade letzteres in Verbindung mit einer ellenlangen Lücke in meinen Zwanzigern hat mir verdammt große Steine in den Weg gelegt und wohl viele Betriebe daran gehindert, auf meine Bewerbungen zu reagieren.

Ich schrieb seit Februar 2023 Bewerbungen auf Stellen im Zierpflanzenbau (überwiegend in der Produktion aber auch in botanischen Gärten, jedoch ausschließlich in dieser Fachrichtung, da Spezialinteresse und andere Fachrichtungen nicht möglich sind). Am Ende über 130 Stück. Davon wurden ALLE bis auf 3 ignoriert. Diese endeten allesamt in Absagen: Bei Stelle 1 im ÖD an einer Uni ließ man mich ein wochenlanges Auswahlverfahren durchmachen, machte mir bis zum Schluss Hoffnung, entschied sich aber doch für einen anderen Bewerber mit mehr Berufserfahrung. Bei Stelle 2 erteilte man mir nach erfolgreichem Probearbeiten eine Jobzusage, machte aber aufgrund meiner Schwerbehinderung einen Rückzieher – ich klagte erfolgreich. Stelle 3, ebenfalls im ÖD sagte man mir nach dem Probearbeiten ab, bot mir aber eine “ATTRAKTIKVE ALTERNATIVE” an: Eine Stelle bei der Stadt- und Grünflächenreinigung, die keinerlei Qualifizierung bedarf und mich nicht einmal annähernd hätte geistig herausfordern können. Ich fiel aus allen Wolken, empfand dieses Angebot als zynisch.

Diese ganzen Absagen führten mich wieder in Depressionen. Nichts was ich tat war irgendwie zielführend. Hatte nicht die Energie, den Bürgergeldantrag auszufüllen und lebte – bis aufs Geld, was durch die Klage kam, von der Hand im Mund. Komplett unfähig, hilflos und gebrochen, mit immer größer werdendem Hass auf die Gesellschaft, meine Branche und mich selbst.

In meiner Verzweiflung versuchte ich in zaghaften Schritten, meine Fotografie zum Beruf zu machen. Leider führten auch da Absagen zu keiner großen Motivation und Verzweiflung. Ich wurde nicht ernstgenommen und genau so ignoriert, wie bei meinen Bewerbungen im Ausbildungsberuf. Eine weitere Alternative, die aufkam: Ich hätte mich zum Wintersemester wieder an einer Uni eingeschrieben und irgendwas völlig themenfremdes studiert – nur um nicht arbeitslos zu sein. Aber ganz ehrlich hat das letzte Studium ein Trauma ausgelöst, das ich noch nicht überwunden habe. Auch dieser Weg wäre daher von Unsicherheiten geplagt. Ich spielte auch mit dem Gedanken mit meiner Geschichte an die Lokalpresse zu gehen, in der Hoffnung, dass jemand mein Potential erkennen würde, hatte aber nicht den Mut und Angst vor möglichen Anfeindungen auf Socialmedia.

Nun fand ich durch Zufall auf Instagram eine Werbeanzeige, in der ein Betrieb nach Personal suchte. Ich erhoffte mir nicht viel und füllte den Onlinefragebogen aus, bekam jedoch recht zügig eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Das Gespräch lief aus meiner Sicht nicht soo pralle, weil ich meine – im Vorfeld erstellten – Skripte nicht im Gespräch anwenden konnte, wie ich es mir erhoffte. So platzte es etwas unbedacht aus mir heraus, dass ich einen Schwerbehindertenausweis habe und ich Autist bin, als man mich auf meine enorme Lücke im Lebenslauf ansprach. Ich bildete mir ein, Stirnrunzeln beim Gegenüber wahrzunehmen, als ich das heikle Thema ansprach und in dem Augenblick war das Gespräch für mich innerlich schon beendet, weil ich mir angesichts der Reaktion keinerlei Hoffnung mehr machte.

Nichtsdestotrotz kam ein paar Tage später eine Zusage. Ich werde ab Juni endlich wieder einen Job haben. Und nicht nur das: Die Firma wird mich aktiv bei meinem Weg zum Meister unterstützen!

Besser kann es eigentlich nicht sein! 🙂

Aber rückblickend hat sich sehr viel Verbitterung angesammelt.. allein zu sehen, wie man heutzutage noch von Betrieben ignoriert wird, weil man nicht dem Mainstream entspricht, keinen linearen Lebenslauf aufweisen kann und dann noch “BEHINDERT” ist. Die Kombination Schwerbehindertenausweis, lückenhafte Vita und Bestnoten scheinen wohl nicht viele zu verstehen. Mir wurde sogar mal auf Socialmedia vorgetragen, meine Zeugnisse wirkten in diesem Kontext gefälscht, weil niemand, der vorher schon nichts im Leben erreichte, plötzlich zu solchen Leistungen im Stande sei.. Ich verlor echt den Glauben an diese Gesellschaft in Anbetracht solcher Aussagen.

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ins Bürgergeld getrieben

Ich fühle mich abgrundtief schlecht, diesen Antrag nun vor mir liegen zu haben. Es ist absolut entwürdigend, beschämend, erniedrigend. Ich wollte es tunlichst vermeiden, so tief zu sinken und diesen Weg zu gehen, aber mir bleibt leider keine andere Wahl.

Ich bin es leid, mich weiterhin zu dieser Misere zu äußern. Es ist nicht meine Schuld, dass ich keinen Job finde.

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Fund: Meine Situation im Jahr 2010.

Ich fand eben etwas wirklich berührendes, was mich nachdenklich und traurig stimmt. Ein Text, den ich 2010, mit 25 Jahren schrieb. All die Problem die ich damals niederschrieb, sind genau das, weshalb ich 6 Jahre später die Asperger-Diagnose bekam, jedoch damals noch nicht im Wissen oder gar in der Ahnung, in diese Richtung zu tendieren, auch wenn mir Leute aus dem Umfeld bereits klar vermittelten, dass ich autistisch wirkte. Es waren genau die Probleme, mit denen ich auch heute noch kämpfe, die meine inneren Dämonen sind, die jedoch irgendwie mittlerweile so zu mir gehören, dass ich gelernt habe, damit umzugehen um doch irgendwie halbwegs zu funktionieren.

ich bin 25 Jahre alt und habe seit 2005 weder eine Schule besucht, noch in irgendeiner Form gearbeitet.
2002 wechselte ich von der Realschule auf ein Berufskolleg um dort mein Fachabi zu machen. Im Grunde habe ich mich von Anfang an nicht wohl gefühlt.


Es gelang mir nicht, die neue Situation zu akzeptieren und mich an die neuen Leute zu gewöhnen. Ich war von Anfang an ein Außenseiter, der es nicht schaffte, Kontakte zu knüpfen. Jeder Tag war eine Qual. Ich versuchte zwar, mein Bestes zu geben, allerdings zog ich mich mit meinen negativen Gedanken selbst herunter. Der Unmut über meine Situation wuchs stetig heran und brachte mich nach einiger Zeit auch außerhalb der Schule zum Grübeln.

2004 kamen die ersten Gedanken, dem ganzen ein Ende zu setzen. Die Ausführung scheiterte bereits in der Planung und ich flüchtete mich immer mehr ins Internet, um von der emotionalen Belastung in der Schule Abstand zu gewinnen. Der emotionalen Abwärtsspirale folgte die schulische, als ich die 12. Klasse wiederholen musste.

Das erste Halbjahr der Ehrenrunde verlief recht optimistisch und ich sah in dem Ganzen eine Chance, mein Leben neu zu ordnen und von vorn zu beginnen. Allerdings packte mich im zweiten Halbjahr ein weiteres seelisches Tief, dessen Ursachen mir nie bewusst wurden, dass mich nur noch weiter von der Außenwelt abschottete.

Ich war nicht mehr im Stande, mit meinem schulischen Umfeld in Kontakt zu treten. Ich fühlte mich, als hätte mich eine undurchdringliche Blase umgeben, die jegliche Kommunikation zur Außenwelt unterband. So kam es, dass meine eh schon mangelhafte mündliche Mitarbeit gen 0 stagnierte. Gruppenarbeit war ebenfalls undenkbar, da mich die Nähe zu meinen Gruppenprobanden anekelte und mir allein der bloße Gedanke, mit anderen Menschen zusammenarbeiten zu müssen, panische Angst bereitete, mich innerlich so dermaßen aufwühlte, dass ich keine Leistung erbringen konnte..

Nachts floh ich ins Internet, um die Ängste vor dem kommenden Tag und der erneuten Konfrontation mit anderen Menschen in virtuellem Blut zu ertränken. Es kam, wie es kommen musste. Die Unlust an der Schule wuchs ständig und mutierte zu einer aussichtslosen Situation. Das Fernbleiben vom Unterricht entpuppte sich als eine lukrative Möglichkeit, die Ängste wenigstens für kurze Zeit zu bändigen. Ergo täuschte ich teilweise vor, zum Bus zu gehen, um nach einer halben Stunde den Heimweg anzutreten, wenn ich mir sicher war, dass meine Mutter bereits auf dem Weg zur Arbeit war.

An anderen Tagen log ich und erfand Geschichten, um die ersten Stunden schwänzen zu können. Die Gewissheit, dass ich diese Schule wenige Monate später ohne Abschluss verlassen würde, bestätigte sich nun endgültig. Drei verplemperte Jahre. Eine Klassenfahrt im Frühling 2005 ignorierte ich völlig. Den Ersatzunterricht schwänzte ich ebenfalls.

“Wozu diese Qual weiterhin ertragen, wenn das Ende eh in greifbare Nähe rückte?” War mein Gedanke. Das Schuljahr endete auf Grund der anstehenden Praktika bereits im Mai. Dinge, von denen meine Mutter nichts wusste. Sie wusste nichtmal, dass ich die 12. Klasse wiederholte und war im glauben, dass ich wenige Monate später mein Abi nach Hause brachte…

Da ich mich nicht um einen Praktikumsplatz bemühte und meine Mutter glauben sollte, dass ich die Tage in der Schule verbrachte, ging ich jeden Morgen – über 2 Monate hinweg – Tag für Tag artig aus dem Haus und Schlug mir die Zeit in Parks und sonstigen stillen Orten, welche die Natur mir bot, tot. Ich genoss die Stille. Es war seit langer Zeit eine meiner wenigen Situationen, in denen ich halbwegs abschalten konnte. Teilweise beobachtete ich über Stunden hinweg Hasen und Vögel, um gegen Mittag den Heimweg anzutreten. Natürlich musste ich höllisch aufpassen, dass mir niemand begegnete. Aber irgendwie konnte ich diese Taktik bis zu den Sommerferien erfolgreich durchhalten.

Der darauf folgende Übergang in ein Leben, dass lediglich aus “Warten auf den nächsten Tag” besteht, war nahezu fließend. Die Freude, dass ich endgültig von dieser Schule, welche mir so großes emotionales Leid zufügte, fort war, war so groß, dass ich bis heute keinen Schritt mehr in diese Anstalt tat – auch nicht, um das letzte Zeugnis der wiederholten 12. abzuholen.

Allerdings schämte ich mich, dass ich kein Abizeugnis vorzeigen konnte. Zu diesem Zeitpunkt kam es mir gelegen, dass ein Umzug anstand und meine Mutter anderweitig beschäftigt war und mir keine unangenehmen Fragen stellen konnte. Ergo hüllte ich mich in Schweigen und ließ die Situation geschehen. Zu meinem Erstaunen wurden auch nach dem Umzug keine Fragen gestellt. Auch nicht, als der Zeitpunkt kam, an dem ich täglich zuhause blieb und plötzlich keinem geregelten Alltag mehr nachging.

Ich begann, die Situation zu genießen und igelte mich immer mehr in meinem Dachgeschoss ein. Es folgten Phasen in denen ich mein Zimmer tagelang, das Haus monatelang nicht verließ. Isolation wurde immer mehr zu meinem Lebensmittelpunkt. Ich genoss die Freiheit und die Tatsache, keine anderen Menschen mehr um mich dulden zu müssen und machte mein kleines Dachgeschosszimmer dieses Einfamilienhauses immer mehr zu meinem Heiligtum, das niemand außer mir betreten durfte.

Nach einigen Monaten kam ich selbst zu der Erkenntnis, dass etwas geschehen musste. Ergo überwand ich mich zu einem Gang zum Arbeitsamt. Ich versagte völlig, als ich mit dieser unbekannten Person zusammen in diesem Büro saß und über meine Situation reden musste. Es war mir peinlich und ich sprach nur das Nötigste. Im Grunde brachte mir der Besuch nichts. Außer, dass ich mich in meiner Tatsache bestätigt fühlte, dass es besser sei, den Kontakt zu anderen Menschen weiterhin zu meiden. Was folgte waren sporadische Besuche beim Amt und ein mir zugewiesener Lehrgang zum Thema “wie schreibe ich Bewerbungen”. Im Sommer 2006 fand bis dato mein letzter Kontakt mit dem Arbeitsamt statt.

Der nächste soziale Absturz folgte 2 Jahre später, als mich 2008 meine damalige Krankenkasse regelrecht vor die Türe setzte. Seit diesem Zeitpunkt bin ich ohne KV.

Im Sommer 2010 hatte ich das Glück, in einer Band zu spielen. Es kostete große Überwindung, mich diesem Projekt anzuschließen. Mein Verhalten war allerdings so, wie ich es erwartete. Ich war die stumme Deko mit der Gitarre vorm Bauch und stand stumm und nahezu apathisch in der Ecke und leierte mir aus purer Langeweile die wahnwitzigsten Riffs aus den Fingern, ohne mich an Unterhaltungen der anderen zu beteiligen oder diese gar zu beachten.

Ich konnte die Gespräche der anderen oft nicht deuten und fand keinen Grund in diese Einzusteigen. Es war ein bohrendes Gefühl, wieder ständig den Blicken anderer Menschen ausgesetzt zu sein und obendrein mit diesen in einem geschlossenen Raum zu agieren. Ich fühlte mich an mein letztes Schuljahr erinnert. Dies waren einige der Gründe, weshalb ich mich nach 5 Monaten aus der Sache zurückzog. Es machte zwar Spaß, aber die gefühlte psychische Belastung war so groß, dass ich mich nicht mehr im Stande sah, weiterhin meinen Beitrag in dieser Band zu leisten.

Durch die Bandgeschichte lernte ich allerdings meine erste Freundin kennen. Die erste Frau, die kein Problem mit meiner Art hatte und selbst mit meinem “Nichtstun” leben konnte. Durch sie schaffte ich es, neuen Mut zu fassen und über meinen Schatten zu springen. Ich begann ernsthaft an meiner Zukunft zu arbeiten und schmiedete Pläne, wie ich meiner schier aussichtslosen Situation hätte entliehen können. Zum ersten mal seit 5 Jahren machte mein Leben wieder einen Sinn und ich dachte nicht täglich daran, wie ich mein Leben auf möglichst kreativer Art beenden könnte. Ich war einfach nur glücklich. Zum ersten Mal durfte ich erfahren, wie sich Dinge anfühlen, nach denen ich mich bis dato vergebens sehnte. Es waren die Banalitäten, die mich glücklich machten und mich neuen Mut schöpfen ließen; ein Kuss, eine Umarmung oder einfach nur die Tatsache, geliebt zu werden.. Allerdings war auch hier nach 4 Monaten Schluss.. Aus einem schleierhaften Grunde wäre es natürlich das Beste, alles zu vergessen. Punkt. Schicht im Schacht.

Und abermals begann mein Fall in ein schwarzes Loch. All der neue Mut war von einem Tag auf den andren wie weggeblasen. Meine Pläne verworfen und die Lethargie zog mich abermals in ihren Bann. Ich bin 25 und dulde diese Situation des Nichtstuns nun im 6. Jahr. Auch wenn ich mich in meiner Situation am Bodensatz der Gesellschaft befinde, so kann ich mit Stolz behaupten, dass ich keine staatlichen Gelder beziehe und der Gesellschaft nicht auf der Tasche liege.

Wahrscheinlich schaffe ich dies nur, weil ich immernoch im Haus meiner Mutter wohne. Ich bin die Personifikation der Unselbstständigkeit. Monatlich lebe ich von 30Eur Taschengeld, die ich seit meinem 16. Lebensjahr per Dauerauftrag überwiesen bekomme. Es ist wenig, aber ich weiß damit umzugehen. Da ich eh kaum ausgehe und mir selten etwas kaufe, schaffe ich dies auch sehr gut. Allerdings muss etwas geschehen.

Es gelingt mir nichtmal, mein eigenes Leben zu leben. Selbst zu banalster zwischenmenschlicher Kommunikation bin ich nicht im Stande. Ich habe panische Angst vor sozialen Konfrontationen und weiche ihnen soweit es geht aus. Gespräche anderer erscheinen mir oft zu oberflächlich und belanglos, um ihnen Beachtung zu schenken. Kleinigkeiten – sei es auch nur
die Kritik an meiner Situation – ziehen mich so sehr runter, dass ich Wochen bis Monate dran zu knacken habe.

Angelegenheiten, die mich emotional noch stärker aufwühlen, setzen sich dementsprechend tiefer in meiner Seele fest. Eine Frau, welche mich 2008 zurückwies, hat mir bis zum Sommer 2010 starkes Kopfzerbrechen bereitet. 2 Jahre Heulerei und den Wunsch, etwas zu vergessen, was sich weder vergessen noch verdrängen lässt, weil es fest in mein Hirn eingebrannt ist.

Ich habe mich so sehr drauf festgefahren, dass jegliche Art der Ablenkung vergebens war.. Selbiges hat mich auch nun bei meiner Freundin ereilt, welche im Feb. nach 4 Monaten – für mich unverständlich – den Schlussstrich zog und mich aufs Abstellgleis schob, obwohl sie mir kurz vorher noch die ultimative Liebe beschwor, ob der Tatsache, dass sie mehrfach betonte, mit meiner Situation ansich kein Problem zu haben..

Ich steigere mich unfreiwillig in Dinge rein, die mich bewegen. Mache sie zu meinem Lebensinhalt und verbringe soviel Zeit mit Nachdenken, dass mir keine Zeit für sinnvolle Dinge bleibt. Es ist eine Sucht, gegen die ich nicht ankämpfen kann. Jedes banale Detail muss ich hinterfragen. Jede Kleinigkeit füllt mein Hirn mit Unmengen an Informationen, die Jahre der Bewältigung benötigen. Es ist egal, ob es ein (negativer) emotionaler Reiz ist, oder lediglich ein Bild oder Gegenstand. Wenn mich etwas tief berührt, Grübel ich zwangsläufig drüber nach. Ich sitze manchmal stundenlang regungslos auf meinem Stuhl und vertrödel meine Zeit damit, banale Dinge zu bewundern, bis ich keinen Anlauf finde. Zeit, die ich deutlich sinnvoller nutzen könnte. Manchmal habe ich das Gefühl, in meiner Masse an Gedanken zu ersticken.

Denke ich zu sehr, überkommen mich starke Migräneanfälle, die mich für ein paar Tage komplett aus dem Verkehr ziehen. Ich liebe die Einsamkeit. Allerdings weiß ich nicht, ob dies mittlerweile aus purer Abstumpfung geschieht, oder ob dies meine ehrliche Meinung ist. Auf der anderen Seite hasse ich Sie. Die Einsamkeit frisst mich auf. Nur steht dies in einem Widerspruch zu meinen sozialen Umgangsformen.

Ich will etwas ändern. Weiß aber nicht, wo ich anfangen soll. Ich könnte Bewerbungen schreiben, mich bei einer Schule einschreiben, versuchen mein Abi nachzumachen. Aber was bringt mir das, wenn dies genau so endet, wie jeglicher Versuch bisher? Ich will raus aus diesem Trott, raus aus diesem Seelengefängnis, weg vom Bodensatz der Gesellschaft. Aber es gelingt mir nicht, mit anderen Menschen umzugehen.

Die Band zeigte mir dass ich noch immer nicht fähig bin, kontinuierlich mit anderen Menschen konfrontiert zu werden. Es staut sich binnen weniger Wochen/Monate soviel seelischer Druck an, dass ich das Handtuch werfe, eh ich richtig durchstarten konnte. Im Grunde muss ich das Problem an der Wurzel fassen. Und die Wurzel ist nunmal mein absonderliches Sozialverhalten.

Nur wird dies ohne professionelle Hilfe kaum möglich sein. Aber wo anfangen, wenn keine Krankenversicherung vorhanden ist? Eine KV kann ich mir erst leisten, wenn regelmäßiges Einkommen vorhanden ist. Und um regelmäßiges Einkommen zu erwirtschaften, muss ich erstmal das Problem an der Wurzel packen, um nicht wieder zu versagen – was ich wiederum seit 6 Jahren nicht allein schaffe. Es ist ein Teufelskreis.

Kommt hinzu, dass ich panische Angst vor der Wahrheit habe, die sich in meinem Kopf verbirgt. Ich kann schließlich nicht leugnen, dass da oben anscheinend irgendwas nicht stimmt.. Ich könnte meiner Mutter mein Herz ausschütten, aber davor drücke ich mich permanent. Ich bin der Ansicht, dass es an ihr ist, nachzufragen. Seit 6 Jahren wird hier dieser offensichtliche Missstand einfach totgeschwiegen. Ich hatte eine wunderbare Kindheit und Jugend, das Verhältnis zu meiner Familie ist immer gut gewesen, aber ich schaffe es nicht, meine Problematik darzulegen. Es ist beschämend genug, dass es überhaupt soweit gekommen ist.

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Gedanken zur Arbeitslosigkeit und der Jobsuche

https://www.haufe.de/personal/arbeitsrecht/bewerbung-von-schwerbehinderten-arbeitgeberpflichten_76_487172.html

Interessant.. Man schreibt seit einem Jahr Bewerbungen, wird ständig ignoriert oder abgelehnt (letzteres nun 2x – immerhin waren es die einzigen Reaktionen auf meine Bewerbungen innerhalb eines Jahres! Immerhin Reaktionen – da kann ich mich ja richtig glücklich schätzen!) und wird von den Betrieben auch noch als Depp dargestellt.

Ja, es gibt Urteile, Gesetze und Paragraphen, die einen schwerbehinderten Bewerber in Schutz nehmen. In der Praxis lachen sich die Betriebe offenbar darüber ins Fäustchen und vermeiden es tunlichst, einem schwerbehinderten Bewerber (in meinem Falle mit Bestnoten und mindestens einer Handvoll anderer Faktoren, die für mich sprechen!) die Chance auf ein normales, geregeltes Leben und somit die Angst aus akuten Existenzängsten zu geben

Das kann nur enden, wenn jeder Betroffene kämpft und sich nicht mehr tatenlos zum Spielball ignoranter Betriebe macht. Ja, ich formuliere es absichtlich so. Eine Anstellung ist für die Allermeisten der einzige Weg aus der Misere. Geld fällt nicht vom Himmel (zumindest nicht bei ehrlichen Menschen, denen die Werte unserer Leistungsgesellschaft in die Wiege gelegt wurden, die autark für ihren eigenen Unterhalt sorgen wollen) und Selbstständigkeit ist für viele keine Option.
Zudem ist in manchen Fällen eine Anstellung nur in einer expliziten Fachrichtung möglich. Ich beispielsweise kann als Autist nicht einfach die Fachrichtung wechseln oder gar umschulen, wie man es mir so oft schon vorschlug. Könnte ich das, wäre ich so flexibel, dann wäre mein Leben nicht so verlaufen, wie es nun mal verlief und ich würde mit mittlerweile 38 Jahren ganz woanders im Leben stehen und nicht nach einer gescheiterten Existenz nun wieder im Dachzimmer meines Elternhauses versuchen, mein Leben in den Griff zu bekommen und verzweifelt einen Job zu finden.

Somit ist man auf den guten Willen eines potentiellen Arbeitgebers angewiesen, der einem trotz Schwerbehindertenausweis eine Chance gibt. Ohne Arbeit ist man nichts. Man hat nichts, man erreicht nichts. Man kostet nur Geld und kann nichts zur Gesellschaft beitragen. Man kann nur zusehen, wie die eigene Existenz unfreiwillig abwärts stürzt und kann sich aufgrund der mittlerweile eh unumgänglichen Altersarmut später nur noch einen schnellen Tod wünschen, um nicht auf der Straße zu landen und von der Hand im Mund zu leben.

Jeder Tag der Arbeitslosigkeit ist verschwendetes Potential. Bestnoten in Rekordzeit, lebenslanger Enthusiasmus für DIESES EINE Thema, das irgendwann der Beruf geworden ist, Wissen und Motivation, wie sie andere Bewerber kaum aufweisen können, aber dennoch arbeitslos, ohne zeitnahe Aussicht auf eine Anstellung, weil Betriebe ZWEIFEL an mir, meinen Fähigkeiten, meiner Leistung, meinem Wesen haben, ohne mir auch nur den Hauch einer Chance zu geben, mich in der PROBEZEIT unter Beweis stellen zu können.

Wie abgefuckt und krank ist dieses Denken?

Was mich am aktuellen Fall so rasend macht, ist die Personalerin bzw. ihr Handeln und ihre Aussagen.

Nur ein Beispiel von vielen. Es war bekannt, dass ich Autist bin und “mein regionales Umfeld” benötige. Was Schlug sie mir vor? BEWERBEN SIE SICH DOCH MAL AUF DER BLUMENINSEL MAINAU.

Es herrscht Fachkräftemangel, die Stelle ist immer noch frei und ihr erlaubt es Euch, einen absolut geeigneten Bewerber aufgrund Zweifel an meiner Eignung wegen meines Autismus abzulehnen.

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aspienaut.de ab sofort öffentlich

Ich habe beschlossen, diese Seite ab sofort öffentlich zu führen. Sprich: Alle Inhalte werden durch Suchmaschinen indiziert und sind über solche öffentlich zugänglich – das nachdem die Seite im Januar 2017 an den Start ging.

Da ich hier meine intimsten Gedanken teile und Einblicke in mein Leben als Autist mit all meinen Problemen gebe, führte ich die Seite vorher als reines Tagebuch für mich und mir nahestehende Personen, denen diese Seite bekannt war. Vieles ist sicherlich für Nichtbetroffene und Fremde grenzwertig und schwer verständlich. Manche mögen wohl von einem Seelenstriptease sprechen, wenn sie diese Seite besuchen und unerwartet direkte Einblicke in meine Psyche erhalten. Doch habe ich mich bewusst dazu entschieden, diese Seite fortan frei zugänglich für Jedermann zu führen.

Ich erfahre mittlerweile durch meine Schwerbehinderung unausstehliche Repressionen im Alltag und auf der Jobsuche, dass ich diese Problematik in Zukunft publik machen und auf Missstände aufmerksam machen möchte. Ich bin es Leid, von Menschen, die keinerlei Berührungspunkte zum Thema Asperger-Autismus haben, pauschalisiert zu werden, ohne dass man mir die Möglichkeit gibt, mich zu beweisen.

Ich bin Ben, ich will ein normales Leben führen. Ich will arbeiten, ich will Teil der Leistungsgesellschaft sein, ich möchte alles mir mögliche daran setzen, später nicht vollends in Armut zu sterben. Leider wird es mit jeder Woche die vergeht, die ich älter werde, schwerer, überhaupt einen Fuß ins Berufsleben zu setzen.

Ich bin hochintelligent, habe Abschlüsse mit Bestnoten und nahezu lebenslange Erfahrung mit meinem Spezialinteresse und daher eine Motivation für mein Gebiet, die kaum ein anderer Mitbewerber jemals aufbringen könnte. Ich bringe alle Voraussetzungen mit, um theoretisch alles zu erreichen, was ich mir vornehme. Doch ich habe ein Problem: Ich habe einen Schwerbehindertenausweis mit einem GdB 60, den ich bei Bewerbungen natürlich nicht verschweige.

Leider schreckt auch im Jahr 2024 ein Schwerbehindertenausweis potentielle Arbeitgeber zu sehr ab und Hilfe von außen, durch Antidiskriminierungsstellen, ist bislang leider nicht zielführend. Ich führe den Kampf von nun an als Einzelkämpfer und versuche über diese Seite Unterstützung zu finden. Menschen, denen es ergeht wie mir, die massives Potential bieten, aber aufgrund der Ignoranz anderer keinerlei Chance bekommen, ihr Potential zu entfalten.

Ich werde in Zukunft weiteres zu diesem Thema schreiben, weiter auf meine Person und meine Situation eingehen, Probleme beim Namen nennen und nicht mehr schweigen.

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Bereit zum Kampf

“Vielen Dank für Ihre Anfrage an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes.”

Der erste Punkt meiner Checkliste ist abgehakt. Mittlerweile fühle ich mich wieder gut, richtig gut. Ich habe ein Ziel, ich werde kämpfen.

Für morgen und die nächsten Tage gilt: Anwalt einschalten, den Vorfall bei der Landwirtschaftskammer melden, das Integrationsamt mit ins Boot holen, zudem Lokalmedien kontaktieren. Bis spätestens in einer Woche will ich alle Punkte abgearbeitet haben und weitere Schritte planen.

Ich bin es leid und werde nicht mehr schweigen oder es sang und klanglos hinnehmen, von potentiellen Arbeitgebern und Personalabteilungen trotz bester Voraussetzungen aufgrund altbackener Vorurteile als ungeeignet abgestempelt zu werden.

Ab jetzt werden schwere Geschütze aufgefahren. Wenn es sein muss, darf die Sache gern vors Arbeitsgericht gehen und aufquellen wie ein ranziger Hefeteig, der sich richtig eklig und stinkend in jede noch so kleinste Fuge hineinsetzt. Allein schon die Nichtvergleichbarkeit des nachträglich (nach bereits erfolgter Jobzusage) unter fadenscheinigen Ausreden eingeschobenen Einstellungstests und das Wissen und Ignorieren meiner Behinderung und des Schwerbehindertenausweises sind offenbar massive Verstöße, gegen die ich als Betroffener rechtlich vorgehen kann – und werde!

Finde es erstaunlich, welche Wellen des Zuspruchs der Fall jetzt schon bekommt.. Das bekräftigt mich einfach ungemein, hier beherzt mit aller Kraft zu kämpfen!

Ja, ich halte diese Thematik bewusst öffentlich, weil ich hier nicht nur für mich kämpfe, sondern letztendlich für unzählige Betroffene, die trotz bester Qualifizierung absolut keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, weil sich viele Arbeitgeber auch im Jahr 2024 einen Kehricht um Inklusion und Gleichstellung scheren. Ich schwieg einfach viel zu lang. Damit ist jetzt Schluss!

Ich bin Ben und ich will wieder in meinem erlernten Beruf arbeiten.

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Autismus und Socialmedia: Ambivalenzen und ständige Trigger

Ich muss gestehen, dass Socialmedia für mich immer DER Rückzugsort war, wenn das Reallife mich überforderte, wenn die menschliche Interaktion, die face-to-face Kommunikation mich überreizte und es mir nicht mehr möglich war, die Handlungen des Gegenübers zu verstehen oder ich generell in Phasen war, in denen ich jedweden sozialen Kontakt generell vermied.

Socialmedia war für mich immer ein Ort der Stille, in den ich hinabtauchen konnte, wenn die Welt da draußen mich überforderte. Die Interaktion fand statt, ohne drüber nachdenken zu müssen, wie ich auf andere wirke, ohne dass ich mir selbst großartige Gedanken um das Handeln anderer Personen oder meiner Interaktionspartner machen musste. Kurzum es funktionierte und brachte mir den Funken Normalität, den ich mir so oft im sozialen Umgang im Reallife auch wünschte.

Mit dieser Haltung stehe ich auch heute noch dem Thema Socialmedia gegenüber und bin daher ein intensiver Nutzer vieler Dienste. Doch merke ich, dass sich die Dinge grundlegend änderten. Ist es mein Anspruch an die virtuelle Kommunikation als solche oder hat sich die Kommunikation und Interaktion im Netz einfach so sehr verändert, dass ich sie nicht mehr verstehe?

Ich muss dazu sagen, dass ich in Sachen Socialmedia schon fast ein Dinosaurier bin und das Netz als intensives Kommunikationsmedium nutzte, weit bevor es Socialmedia, wie wir es heute kennen, gab. Vor zwanzig Jahren nutzte ich exzessiv ICQ und IRC und liebte es damals, Menschen virtuell kennenzulernen – etwas, das mir im echten Leben fernab des Internets nie gelang, wonach ich mich jedoch immer sehr sehnte, mir jedoch verwehrt blieb.

Damals war die Userschaft im Netz noch etwas spezieller. Vor allem auf Plattformen (auch wenn Plattform hier technisch nicht korrekt ist, bleibe ich der Einfachheit bei diesem Begriff), wie dem IRC traf man eher auf Nerds und technikaffine Freaks, Gamer und Menschen wie mich, die ihre sozialen Einschränkungen im Offlineleben durch ihre Aktivitäten im Netz erfolgreich kompensieren konnten und somit das Internet als einziges Ventil zur sozialen Außenwelt nutzten, weil sie dort normal sein konnten. Es bildeten sich eingeschworene Gruppen, aus denen gar Freundschaften hervorgingen, die später teils sogar in die Offlinewelt übergingen, Menschen mit denen man Interessen teilte und gemeinsamen Freizeitaktivitäten nachging; Menschen, die man wahrscheinlich ohne das Medium Internet nie kennengelernt hätte.

Das Ganze zog sich hin bis die ersten Socialmedia- und Web 2.0- Angebote auftauchten (aus diesem Grunde bin war ich übrigens seit 2007 Twitternutzer). Die Interaktion war einfach eine Selbstverständlichkeit. Sogar für mich war es etwas, über das ich nicht groß nachdenken musste, das mir einfach gelang. Man kam in Kontakt, wurde respektiert und akzeptiert. Aus dieser Zeit nehme ich die einzigen, wenigen Erfahrungen mit, in denen mir das Kennenlernen von fremden Menschen leicht fiel, sogar Freude bereitete – weil es eben nur rein online stattfand und der Umgangston, das komplette Gebaren im Netz, noch ganz anders war.

Heute fühle ich mich wie jemand, der aus einer anderen Zeit kommt, jemand der aus einem Koma erwachte und die Gegenwart nicht mehr versteht, jemand, sich auf Portalen/Apps anmeldet und mit der selben Attitüde an die Sache herangeht, die vor 15-20 Jahren für mich erfolgreich war. Für mich ist Socialmedia (stellvertretend für Kommunikation/Interaktion und dem Kennenlernen von Gleichgesinnten übers Netz im Allgemeinen) immer noch dieses leichtgängige Etwas, das schon fast sentimentale Erinnerungen und Sehnsüchte in mir weckt, ich wünsche es mir zumindest, aber die Realität sieht mittlerweile anders aus.

Socialmedia hat für mich längst nicht mehr den Charakter eines sicheren Rückzugsortes, in dem auch ein sozial völlig verkrüppelter Autist funktionieren kann und anerkannt wird, in dem man eintauchte und irgendwie mit völlig fremden Menschen sowas wie eine Freundschaft aufbaute, im Gegenteil: Socialmedia ist für mich heute einer der größten Trigger mit einer Tragweite, die weit in meinen Alltag hineinreicht. Subjektiv assoziiere ich Socialmedia heute eher mit negativen Worten und Erfahrungen wie: Egoismus, Narzissmus, Neid, Missgunst, Ignoranz, Konkurrenzdenken, Lügen, Stutenbissigkeit, Überreizung, Anschuldigungen, Oberflächlichkeit und anderen Dingen, die Energie rauben.

Okay..

Eigentlich wollte ich nur meine Gedanken zum Thema Instagramgepflogenheiten aus der Sicht eines Autisten loswerden und nun sinniere ich hier völlig abgedriftet über sämtliche Trigger, die mich an Socialmedia stören. Angefangen hat alles, weil ich mich nicht komplett auf diesen Text konzentrierte, sondern nebenbei (mal wieder) einen Shitstorm auf Facebook losgetrieben habe. Das wäre nun wieder ein Thema für einen anderen Artikel, daher möchte ich da nun auch nicht weiter drauf eingehen, sonst steigere ich mich zu sehr hinein und der Tag endet wieder mit schlechter Laune.

Ich versuche, den Faden wieder zu finden..

Ich öffne meine Apps und rege mich auf. Egal ob über User, den Diensten als solche, deren Algorithmen, Inhalte, die User bereitstellen. Ich rege mich oftmals so sehr auf, dass ich diese Wut in meinen Alltag hineinbringe und alles Unmittelbare aus dem Gleichgewicht gerät. Völlig egal, ob einer der oben genannten Trigger ausschlaggebend war oder ob es einfach das Unverständnis ist, das das (womöglich nicht einmal bewusste) Verhalten anderer bei mir provoziert.

Akut sind es wieder einmal diverse Gepflogenheiten auf Instagram und Facebook, die bei mir Unverständnis hervorrufen, die mich dazu bringen, überhaupt einen solchen Text zu schreiben. Was mir als ambitionierter Hobbyfotograf mit hohen Maßstäben an seinen eigenen Output immer wieder auffällt ist, dass oftmals nur die Werke Aufmerksamkeit erhalten, deren Urheber am lautesten schreien – ungeachtet der Qualität der Beiträge. In vielen Fotogruppen oder auf Instagram werden technisch völlig inadäquate Bilder hochgelobt, während wirklich technisch perfekte Aufnahmen untergehen. Ich spreche selten von Perfektion, da ich alles bin, nur nicht perfekt. Allerdings beziehe ich mich nur auf die handwerklichen Aspekte, deren Ausführung man tatsächlich objektiv bewerten kann. Ich würde mir nicht anmaßen, Punkte als perfekt zu bezeichnen, die der subjektiven Wahrnehmung unterliegen.

Allerdings ist mir auch bewusst, dass die Reichweite künstlich durch Algorithmen gesteuert werden und vieles einfach im Äther untergeht. Es herrscht einfach ein Überschuss an Inhalten im Netz. Doch genau dies ist wieder ein Punkt, der mich jedes Mal aufs Neue beschäftigt. Mittlerweile versuche ich dem Algorithmus ein Schnippchen zu schlagen und sorge selbst dafür, dass man mich sieht, in dem ich eifrig kommentiere und einiges an Zeit investiere, um Interaktion mit anderen Usern zu gestalten, um KONTAKTE ZU KNÜPFEN. Doch wofür das ganze? Und jetzt kommt etwas, was ich wirklich schade finde: Für nichts. Es scheint viele User nicht zu interessieren ob man ihnen folgt, ihre Beiträge kommentiert, mit ihnen Interagiert. Man wird einfach ignoriert. Ein Phänomen, das allerdings in der Bubble der Fotografieanhängern häufig vorkommt. Man ist zwar gut darin, Lob zu kassieren, will aber selten selbst aktiv werden und Feedback austeilen oder Beiträge zu liken – es könnten ja mehr likes sein als man selber hat. Folgen? Auch ein heißes Thema. Trotz identischer Themenbubble und ähnlicher Beiträge, scheint man sich einen Zacken aus der Krone zu brechen, wenn man auf “Auch folgen” clickt. Socialmedia besteht mittlerweile scheinbar nur noch aus oberflächlichen Narzissten, Egomanen und Nichtgönnern. Gerade die Bubble der Hobbyfotografen ist voll von solchen Subjekten.

Ich messe hier wahrscheinlich mit falschen Maßstäben, nämlich mit meinen. Wenn mir neue Leute folgen (egal auf welcher Plattform), freue ich mich, sehe mir ihre Profile an, hinterlasse Kommentare und Interaktionen und folge ihnen zurück, wenn ich merke, dass da gegenseitiges Interesse an den Beiträgen besteht. Leider erwarte ich zu häufig, dass Menschen so uneigennützig denken und handeln, wie ich es mache, doch damit grabe ich mir jedes Mal ein neues Fettnäpfchen.

Ich mag nicht über die Gründe dieser Empfindung urteilen, da ich nur vermuten kann, weshalb die Dinge im Bezug auf meine eigene Interneterfahrung (OMG, ich schreibe dieses Wort wirklich!) mittlerweile so völlig anders sind im Vergleich zu früher. Folgend nun drei Thesen:

  • es liegt an mir, da ich mich geändert habe mit einer falschen Erwartungshaltung an die Sache heran gehe und nicht mehr mit den heutigen Standards der Kommunikation mithalten kann. Ich habe zu hohe Ansprüche und Erwartungen, meine eigene Reizschwelle ist mittlerweile gesunken
  • es liegt daran, dass das Internet längst nicht mehr der Treffpunkt der Geeks und Nerds ist, sondern die Normalos die breite Masse stellen. Eben jene, mit denen ich damals schon nicht klar kam.
  • Die Sozialkompetenz ist bei den heutigen Usern einfach noch mangelhafter

Auf diese Thesen möchte ich nun nicht im Detail eingehen. Es handelt sich um Erklärungsversuche, die ich für mich selbst zurechtgelegt habe.

Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Ich will einfach nur Kontakt zu Gleichgesinnten aufbauen, mit denen man offenbar Interessen teilt, um sich auszutauschen und zu fachsimpeln. Mir ist es tatsächlich egal, wieviele Likes oder Follower ich habe, doch es stört mich diese Gleichgültigkeit, diese Ignoranz. Es vermittelt mir das Gefühl, dass ich mittlerweile selbst im Netz zu Unfähig bin, Kontakte zu knüpfen.

Und da beginnt der Teufelskreis: Entmutigt durch oben genannte Situationen betrachte ich Socialmedia mittlerweile voller Verbitterung, habe oftmals gar keine Kraft, mich mit anderen Dingen außer meinen eigenen Posts auseinanderzusetzen. Das bekommen dann die wenigen Leute zu spüren, die tatsächlich mit mir kommunizieren wollen.

Hier komme ich nämlich zu der im Titel erwähnten Ambivalenz. Auf der einen Seite wünsche ich mir Kontakte zu anderen Menschen, möchte Kontakte knüpfen, wie ich es vor 15-20 Jahren im Netz machte, auf der anderen Seite bin ich durch diese vielen Punkte, die ich im Text ansprach, völlig überreizt und kraftlos, um überhaupt Kontakte zu pflegen. Das bekommen alte Freunde von mir gleichermaßen zu spüren, wie langjährige Onlinekontakte, die mir zum Geburtstag gratulierten, die mir ausführliche Nachrichten schreiben, die sich generell oft melden und von mir eiskalt ignoriert werden.

Es tut mir leid, ich wünschte mir, ich könnte die Kraft aufbringen, mich um all diese Kontakte zu kümmern, aber es gelingt mir schon seit Monaten nicht. Immer noch ruhen unbeantwortete Geburstagsglückwünsche von Mitte September im Posteingang. Egal auf welcher Plattform: Ich habe einen massiven Rückstau im Beantworten von Nachrichten und befasse mich stattdessen damit, von Leuten beachtet zu werden, denen es völlig gleichgültig ist.

Das wiederum mag widersprüchlich klingen, zumal ich sehr aktiv bin und nahezu täglich Beiträge verfasse. Das Posten ist für mich immer noch ein Ventil, aber eben eine Einbahnstraße. Sobald es zur tieferen Kommunikation kommt, schalte ich aus.

Mir fehlen langsam die Worte, daher komme ich nun zur Quintessenz meiner Gedanken. Plakativ ausgedrückt: Socialmedia ist autistenfeindlich. Zumindest für jene, die Socialmedia so nutzen, wie ich es mache und tatsächlich den Fokus auf “Social” legen. Ich bin zwar wegen meiner sozialen Defizite stark eingeschränkt und habe allein dafür meinen GdB 60, doch schaffte ich es immerhin früher, im Netz normal unterwegs zu sein, ohne dass es mich nachhaltig belastet. Und das belastet.

Eigentlich bin ich mir im Klaren darüber, dass nur ich das Problem lösen kann. Ich muss “drüber stehen”, dem Thema Socialmedia keine so hohe Priorität einräumen, aber es ist nunmal mehr. Die Inhalte, die ich poste, sind ein Teil von mir und meinen Spezialinteressen. Ich wünsche mir nur etwas Gehör bei Menschen die diese Themen genau so leben, wie ich…

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Kurzschlussreaktion: Job geschmissen

Am 23. März veröffentlichte ich einen Beitrag mit dem Titel “Job weg”. Damals steigerte ich mich, aus einer Panik heraus, in eine Gedankenwelt, in der ich um meinen Nebenjob bangte. Meine Gedanken sind jedoch meist oft ausschweifender und weitaus komplexer, als die Realität. Daher war die damalige Ansage, dass mein “Job weg sei” doch nur eine Fehleinschätzung.

Anders jedoch nun.

In einer Kurzschlussreaktion habe ich Dienstag tatsächlich meinen Job geschmissen. Ich bin einfach nicht hingegangen und habe sämtliche Nummern das Arbeitgebers gesperrt, um ja nicht mit Telefonaten konfrontiert zu werden. Die Kündigung wird wohl zeitnah eintrudeln.

Sicher nicht die feine Art, aber den Kopf in den Sand stecken kann ich ziemlich gut, wenn ich rückblickend mein bisheriges Leben betrachte. Ob Arbeit, Menschen oder andere Situationen: Manchmal hilft nur die Flucht, einen Strich drunter setzen, ohne sich weiter mit dem Thema befassen zu müssen. Frei nach dem Sprichwort: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Ich wollte eh weg aus dieser Firma, da das Umfeld einfach destruktiv war und ich in dem Chaos keinen Platz für mich fand. Von daher kein all zu großer Verlust für mich, der auch finanziell irgendwie zu schaffen sein sollte. Jedoch eine etwas suboptimale Handlung meinerseits, dies so spontan und ohne jeglichen Backup zu vollziehen..

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2 Jahre nach dem Neustart meines Lebens. Wo stehe ich jetzt?

Heute vor zwei Jahren zog ich nach Osnabrück. Bei der Immatrikulationsfeier, 4 Tage später, sprach der Dekan “Freuen Sie sich auf die nächsten Jahre. Man sagt, das Studium sei die schönste Zeit des Lebens”.

Was ich bislang aus diesem Satz mitnehmen konnte? Nichts.

Vor zwei Jahren nahm das Martyrium seinen Lauf. Der Umzug und das Studium sind – nüchtern betrachtet – meine größten Fehler seit 2002. Es sollte ein Weg in ein neues Leben werden, um die Trennung zu überwinden und einen kompletten Neuanfang meines Lebens zu vollziehen, wurde aber der Weg in meine größte soziale Isolation seit 2005. Die Trennung habe ich überwunden, die Einsamkeit nicht. Ich habe einfach keine Energie mehr und fühle mich ausgebrannt, bin mal wieder an einem Tiefpunkt, wie ich ihn lange schon nicht mehr erlebte.

Deja-vu. 2002 war es ähnlich. Nach der Realschule wollte ich unbedingt das Abi machen. Ich fand keinen Anschluss, ich war allein, das neue Umfeld überforderte mich und ich quälte mich drei Jahre erfolglos durch den Äther, blieb zwei Mal sitzen und ging 2005 nach drei verschwendeten Jahren ohne Abschluss ab. Es folgte jahrelange soziale Isolation und Arbeitslosigkeit, verließ teils über Wochen nicht mein Zimmer – allerhöchstens nachts. Erst als ich 2012 mit meiner Ex zusammenkam, ging es bergauf. Zum ersten Mal fühlte ich mich verstanden und nicht stigmatisiert. Ich schöpfte Energie, wie ich sie vorher nicht kannte. Jedoch vergingen drei weitere Jahre im Kampf mit mir selbst und der Konsultierung sämtlicher Ärzte und Therapeuten, um 2015 endlich dort anzuknüpfen, wo ich 2005 aufhörte;

Es folgten Ausbildung und Abi im zweiten Bildungsweg binnen 3 Jahren, beides als Jahrgangsbester, ersteres sogar mit namentlicher Erwähnung in einem Zeitungsartikel. Ich war auf einem Höhenflug und konnte zum ersten Mal mein volles Potential schöpfen.

Ende 2017 dann der unvermeidbare Augenblick, der mich bis dato nur in meinen schlimmsten Albträumen heimsuchte: die Trennung – nach fast 6 Jahren wieder irgendwie allein klarkommen. Wieder ein tiefer Einschnitt meines gewohnten Alltags, der mich völlig verwirrte und aus der Bahn werfen sollte. Jedoch hatte ich noch genug Energie, um das Abi 2018 noch zu meiner Zufriedenheit zu beenden. Zum Glück, denn die Energie verließ mich kurz darauf.

Der Umzug nach Osnabrück sollte mein Neuanfang sein, um die alten Probleme abzustreifen und neue Energie zu finden. Ein Reboot des Lebens. Berufliche und soziale Neuordnung. Letztendlich sind nur neue Probleme hinzugekommen. Ich habe mich freiwillig und bewusst einer Veränderung meiner Lebensumstände unterzogen, obwohl mich in der Vergangenheit schon viel kleinere Veränderungen aus der Bahn geworfen hatten. Zurück ist aber keine Option.

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Rückblick.

Puh, ich lebe noch. Tatsächlich. In den letzten Monaten sind meine psychischen Probleme wieder stärker geworden – einzig durch äußere Faktoren (Dazu aber gleich mehr). Zwar bin ich nun erfolgreich vom Venlafaxin weg, was auch mit Abstimmung meiner Neurologin relativ unkompliziert ging, doch öffneten sich währenddessen wieder andere Baustellen.

Zum Einen war ich äußerst froh und voller Energie, als ich mein Leben wieder ohne die Fremdbestimung durch Psychopharmaka leben konnte: Während der Sommermonate habe ich viele Möglichkeiten gefunden, mich abzulenken, meinen Körper irgendwie zu pushen, bis ich einfach gar keine Zeit und Gedanken mehr für Depressionen hatte. Durchs exzessive Radfahren und ständiges Unternehmen von Ausflügen habe ich da ein probates Mittel gefunden, um über die Runden zu kommen.

Doch soviel zu den positiven Seiten.

Durch die auslaufende Bafögbewilligung musste ich den Antrag erneut einreichen. Dieses Mal jedoch – bedingt dadurch, dass ich im Studium meilenweit hinterherhinke – mit großem bürokratischen Akt.

Ich will jetzt auch gar nicht so weit ins Detail gehen. Durch mehrere Missverständnisse und Fehlkommunikation seitens Fakultätssekretariat und Bafögamt, war die Bewilligung ein vermeidbarer Stressfaktor, der mich an meine Grenzen brachte. Oft schlief ich nächtelang nicht und heulte einfach nur, weil man mir – so fühlte es sich an – unnötig und absichtlich Steine in den Weg legte.

Es fing damit an, dass ich vom Bafögamt eine Frist gesetzt bekam, an die sich das Sekretariat nicht halten wollte/konnte. Zudem erhielt ich vom Sekretariat ein Formular, das unvollständig ausgefüllt war, auf dem der Stempel fehlte. Viele Kleinigkeiten, die sich zu einem riesigen Stressberg summierten.

Letztendlich erhielt ich eine finale Deadline vom Bafögamt per 13. August. Am 10. August fand ich endlich das besagte Formular aus dem Sekretariat bei mir im Briefkasten.. Obwohl ich drum bat, es persönlich abzuholen, schickte man es dennoch stur per Post, wodurch ich die Frist nahezu vollends ausreizen musste.

Schlussendlich wurde aber alles bewilligt und die Finanzierung meiner nächsten beiden Semester ist erstmal geklärt. Im nächsten Jahr muss ich mich dann um eine andere Geldquelle bemühen und mindestens halbtags arbeiten, um den Bedarf zu decken. Aber das sollte eigentlich zu schaffen sein – Sofern ich einen neuen Job finde. In der Spedition möchte ich nämlich beim besten Willen nicht länger als nötig arbeiten. Zu viele Stressfaktoren, zu viele Reize.

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