Ganz großes Alptraumthema: Gruppenarbeiten im Studium.
Ich saß heute mit ~4 Leuten in einem Raum und musste diskutieren, wie ich mir meinen Part einer Präsentation vorstelle. Ich hätte am liebsten schreienderweise den Raum verlassen. Es fühlte sich an, als würden die Wände auf mich zukommen und gnadenlos zerdrücken. Genau deswegen kann ich nicht mit Menschen arbeiten..
Die Situation zeigte mir irgendwie wieder, wie autistisch ich eigentlich bin, obwohl ich nach außen relativ normal zu funktionieren scheine.. Alleine könnte ich solche Projekte viel effektiver bewältigen, so saß ich nur unproduktiv herum und konnte nichts beitragen. Das Bild, das ich dort ablieferte, möchte ich erst gar nicht vor Augen haben..Leider ist das erst der Anfang. Die nächsten Semester bestehen quasi nur noch aus solchen Gruppenarbeiten und Projekten.
Ich könnte heulen!
Ich habe Angst.
Eigentlich müsste ich nun weiter an der Präsentation arbeiten, doch haben mich die zwei Stunden mit ~vier Leuten in einem Raum so erschöpft, dass ich nun zu nichts imstande bin. Ich bin leer, ich bin ausgebrannt, ich bin kurz davor, wieder einmal von meinen Gedanken überrannt zu werden und den Kopf die nächsten Tage wieder völlig in den Sand zu stecken.
Es ist einfach fürchterlich und eine Höllenqual, mit einer banalen Selbstverständlichkeit zu Gruppenarbeiten gezwungen zu werden. Es wird von den Professoren einfach vorausgesetzt.
Schon mehrfach versuchte ich, einen Nachteilsausgleich für diese Thematik zu erlangen, in der Hoffnung für mich allein arbeiten zu dürfen.. In aller Regelmäßigkeit schreibe ich diese Thematiken in meinen Emails nieder. Leider blieben jegliche Anfragen dahingehend bei der Hochschule Osnabrück unbeantwortet. Kontinuierlich werde ich an die Nachteilsausgleiche zu den Prüfungen verwiesen. Mehr ist nicht drin? Als Autist mit sozialen Problemen hat man an dieser Hochschule leider die sprichwörtliche Arschkarte gezogen und muss sehen, wie man klarkommt.
Schwerwiegende Probleme? Ärztliche Gutachten und Diagnosen? Schwerbehindertenausweis? Scheint alles keine Relevanz zu besitzen. Bislang empfand ich keinerlei Entgegenkommen oder Unterstützung seitens der zuständigen Stellen. Lediglich in Prüfungen durfte ich Ohrstöpsel tragen. Aber das Gravierende ist diese verdammte Gruppenarbeit, zu der ich nicht imstande bin. Hier scheint es keine Lösung zu geben, die in Form von Nachteilsausgleichen mir zugute kommen kann.
Was sehr traurig ist, da es sämtliche Stellen für Inklusion, Integration und Gleichstellung gibt. Aber offensichtlich ist die gendergerechte Sprache wichtiger, als das Angebot an Unterstützungsmaßnahmen für autistische Studenten (Ja, Studenten, nicht Studierende!).
Das Einzige, was mich im Studium wirklich behindert, ist der verdammte Zwang zur sozialen Interaktion – nicht mein Autismus. Nur leider kann ich die Thematik im Alltag nicht offen kommunizieren und möchte auch nicht ständig mit der Tür ins Haus fallen oder die Rolle des Sonderlings einnehmen.
Fakt ist jedoch: Alleine kann ich viel effektiver und produktiver arbeiten. Meine Vergangenheit ist die beste Referenz dafür, dass ich ein Kämpfer bin, der seine Ziele erreicht. Aber auf die Bedürfnisse eines Einzelnen scheint es gar nicht anzukommen. So viel zum Thema Inklusion. Diese besteht nur auf dem Papier und in tollen Instagramvideos, die das Studieren mit Behinderung schmackhaft machen sollen, auch wenn die Realität einem jeden Tag ins Gesicht schlägt und man nur all zu oft dran erinnert wird, dass jeder Tag ein Kampf ist.
Ich fühle mich verdammt hilflos, so kenne ich mich gar nicht..