aspienaut.de – Leben mit dem Asperger-Syndrom.

Als ich die Domain aspienaut.de im Januar 2017 registrierte, hatte ich eigentlich vor, zeitnah über meine Aspergerdiagnose zu schreiben. Damals befand ich mich jedoch im Endspurt meiner Ausbildung und hatte keinen Platz für einen weiteren Blog – auch wenn mich zu dieser Zeit sehr viele Themen berührten, die in direktem Kontext mit meinem Autismus standen.

Mittlerweile ist knapp ein dreiviertel Jahr vergangen und ich komme endlich dazu, das Thema Asperger-Syndrom in Worte zu fassen und die ersten Beiträge zu veröffentlichen. Im Zuge dessen habe ich mir auch die WordPress-Seite genauer angeschaut und diese soweit startklar gemacht und aktualisiert.

Nachdem ich 2016, mit 31 Jahren, meine Asperger-Diagnose gestellt bekam, fiel mir eine unbeschreibliche Last von den Schultern. Endlich hatte ich die Gewissheit für eine Vermutung, die sich bereits seit zehn Jahren wie ein roter Faden durch mein Leben zog.

Ich war immer schon anders, aber nicht anders genug, um tatsächlich auch nach außen auffällig anders zu sein. Als Kindergartenkind verschlang ich Lexika, interessierte mich bereits für Pflanzen und die Natur. Fasste gerne Dinge an, weil mich ihre Oberflächenstruktur faszinierte. Die Kindheit und Jugend verlief unauffällig. Ich galt schon immer als ruhig, introvertiert und intelligent.

Doch folgte irgendwann der Schulwechsel von der Realschule in die Oberstufe, der mein Leben nachhaltig veränderte. In der Oberstufe fasste ich während der drei Jahre nie wirklich Fuß und fiel mit 19 Jahren schließlich in ein schwarzes Loch. Mein Schutzschild, den ich mir seit Kindesalter unbewusst aufgebaut hatte, war den neuen Situationen nicht mehr gewachsen und fiel völlig in sich zusammen. Depressionen. Es folgte eine fast zehnjährige Phase mit nahezu völliger Gesellschaftlicher Isolation und selbstauferlegter Ausgrenzung, aus der ich es nur schwer herausschaffte.

Mit der Diagnose hatte ich endlich eine handfeste Erklärung für mein Verhalten, die nicht mehr ignoriert werden konnte.

Mittlerweile bin ich in einer langjährigen Beziehung, habe mein Hobby zum Beruf gemacht und die Ausbildung im Juli 2017 als Jahrgangsbester abgeschlossen. Ich stehe gesellschaftlich mitten im Leben und arbeite an meiner privaten, wie auch beruflichen Selbstverwirklichung.

Im Schreiben und Bloggen fand ich in den letzten Jahren einen Begleiter, der mir bereits in vielerlei Hinsicht half. Mit dieser Seite möchte ich Aufklären über ein Thema, das zwar mittlerweile eine gewisse Präsenz in den Köpfen vieler Menschen genießt, jedoch oftmals gar nicht wahrgenommen, im schlimmsten Falle gar falsch interpretiert wird.

Vielfach wird man als Asperger-Autist abgestempelt und in völlig falsche Raster einsortiert, ohne dass den Menschen das „Warum“ hinter all dem bekannt ist. Das Verhalten von Asperger-Autisten ist im sozialen Bereich anders und stößt oftmals auf Verständnislosigkeit. Nicht umsonst spricht man beim Asperger-Autistmus von einer unsichtbaren Behinderung.

Leider ist es für viele Menschen einfacher, Betroffene als arrogant und unfähig abzustempeln, statt den Grund ihrer Verhaltensweise in einer seelischen Behinderung zu sehen.

Man sieht Betroffenen ihren Autismus nicht an.

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