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Eigentlich müsste man „im Alter“ ja durch Erfahrungen und Erlebnisse, weiser werden, was Abweisungen angeht, gar irgendwie ein wenig abstumpfen oder zumindest eine so große Distanz zu dieser Thematik aufbauen, dass es einem nicht mehr irrational nahe geht. Im Klartext: Gesund und erwachsen mit nicht erfüllten Vorstellungen/Wünschen umgehen können, ohne dass man sich – wenn auch unbewusst – gedanklich hineinsteigert und ständig versucht, das „Warum“ zu erkennen – auch wenn einem bewusst ist, dass man dieses „Warum“ nie erfahren wird.

Damit meine ich nun nicht dieses Grübeln, in das jeder Halbwegs sensible und denkende Mensch verfällt, wenn man vom Gegenüber, plötzlich nicht mehr beachtet wird oder sich die Stimmung der Kommunikation schlagartig ändert. Sprich: „grübeln, Wunden lecken, nochmals grübeln, sauer sein und irgendwann die Gedanken ad acta legen“, sondern einen unaufhaltsamen, destruktiven Gedankenstrudel, der einen so sehr im Griff haben kann, dass der Alltag dadurch in einer negativen Art und Weise geprägt und das alltägliche Handeln eingeschränkt wird. (Eben die klassische Depression mit all ihren Facetten von Schlaflosigkeit, über Appetitlosigkeit, Lethargie, Unfähigkeit, seine gewohnte geistige und körperliche Leistung zu erreichen. Das über einen Zeitraum von Wochen oder länger.)

Letztes Jahr hatte ich in so einer Situation meinen Job geschmissen, weil mich das ganze Grübeln so viel Energie kostete, dass ich mich auf nichts anderes mehr fokussieren konnte und letztendlich mein Tagesablauf komplett durcheinandergeriet. Dem Ganzen war ein Zeitraum von März bis Semptember vorausgegangen, in dem ich viel Zeit mit einer Frau verbrachte, in die ich mich schlussendlich verliebte. Auf die Aussprache folgte das Ghosting – eine Handlung, die mein Gehirn nicht verstand und daher zwanghaft nach Antworten suchte, die ich natürlich nie bekam.

Ghosting ist für mich DER Dämon schlechtin. Meine absolute Urangst.

Wie ich auf die Trennung von meiner Ex nach fast sechs Jahren Beziehung reagierte, muss ich wohl nicht erwähnen. Im Grunde hat das damals den Stein bei mir ins Rollen gebracht, mich zu einem Menschen gemacht, der im Kontrast zu jedem normalen sozialen Denken und Handeln steht.

Ich mache mittlerweile deutlich bewusster die Erfahrung, dass sich die Effekte von Abfuhren summieren, sich einbrennen, mich nachhaltig prägen und massiven Einfluss auf mein weiteres Kennenlernverhalten nehmen. Dazu muss im Grunde nichtmals mehr klassisches Dating vorausgegangen sein, selbst Gefühle fürs Gegenüber sind nicht obligat, sondern einzig die Tatsasche, dass ich Energie investierte und einfach nur eine intensive Konversation über einige Zeit mit einer mir interessant erscheinenden, jedoch unbekannten Frau führte, reicht mittlerweile aus.

Leider vergesse ich kaum etwas, besonders wenn es mit starken Emotionen gekoppelt ist – positive, wie auch negative, wobei hier die negativen im Vordergrund stehen. Ich schreibe mit einer Frau, die ich nicht kenne, aber irgendwie interessant finde und das einzige, an das ich denke, ist: GHOSTING. Dadurch sind die negativen Assoziationen, die ich mit dem Kennenlernen verbinde, immer sehr schnell sehr präsent. Sobald ich anfange, mich einem Gegenüber zu öffnen, ist da direkt diese Angst, erneut vergebens Energie zu investieren und schlussendlich doch wieder fallengelassen zu werden. Dieses Gefühl kann ich auch leider nicht abschalten. Erfrischend, wenn man doch auf Menschen trifft, da ähnlich denken und eine ähnliche Skepsis an den Tag legen, zu denen man scheinbar irgendeinen Draht hat.. Scheinbar..

Mittlerweile bin ich aus reinem Selbstschutz daher so sehr auf Distanz, dass ich kaum mehr das Level der Kommunikation erreiche, ab dem ich ein Gegenüber überhaupt auf einer Art und Weise interessant finde, um diese Energie zu investieren, das Gegenüber zu ergründen. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel, sind jedoch für meine Verhältnisse eher schon sowas wie ein Sechser im Lotto – und so eine Ausnahme hatte ich unlängst erlebt.

Ich bin sowieso kein Mensch, der viele Kontakte knüpft, auch wenn mir das im Netz fälschlicherweise oft angedacht wird. Zudem kommt die just erwähnte Thematik hinzu, dass ich ständig in einer starken Defensivhaltung bin, was das Kennenlernen angeht und ich dadurch nur sehr selten nachhaltiges Interesse am Gegenüber entwickeln kann. Dumm nur, wenn diese Defensivhaltung mal versagt, man wider erwarten eine Frau interessant findet, da einfach diese mentale Deckungsgleichheit vorhanden ist und.. vom Gegenüber nichts mehr kommt.

Deja-vu.

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