Aufbruch in ein neues Leben

Eigentlich müsste ich mich freuen, mein Abischnitt entspricht meinen vorherigen Berechnungen. Mit einkalkulierter Verschlechterung in Mathe liegt er bei 1,4. Zahlen liegen mir einfach nicht, aber dafür ist der Rest – bis auf Physik – durchweg 1.

Eigentlich ein Traum, aber für mich nur eine Pflicht, die ich mir selbst lange Zeit schuldig war. Ich bin da, wo ich mit 20 hätte sein müssen. Dieses komplette Jahrzehnt ist weg, verloren, kommt nicht wieder. Jetzt bin ich 32 Jahre alt, bin in einem Alter, in dem andere geheiratet haben und sesshaft wurden. Ich fange nun erst an zu studieren, bin allein, nicht imstande Kontakte zu knüpfen, geschweige denn zu pflegen. Mein Leben rast an mir vorbei, mein Umfeld entwickelt sich in Zeitraffer, aber ich klebe auf der Stelle, bewege mich in Slowmo. Im Geiste noch in den frühen Zwanzigern nach außen ein ü30 Jähriger.

Mir gehen viel zu viele Gedanken durch den Kopf. Ich bekomme Panik, wenn ich dran denke, dass ich in 3 Monaten umziehen MUSS. In eine andere Stadt, in ein anderes Bundesland. Fernab meines gewohnten Umfeldes, meiner gewohnten Strukturen. Meiner Katzen.

Ist es das wirklich wert? Was passiert, wenn ich vollkommen untergehe, den Halt verliere? Niemand ist da, der mich stützt, ich werde völlig auf mich allein gestellt sein, will aber nicht wieder zurück in dieses Dachzimmer, in dem ich so viel erlebte. In dem ich fast ein Jahrzehnt vegetierte, in dem ich anschließend erwachsen wurde, in dem ich Erfahrungen sammelte, in dem ich mich entwickelte, in dem ich meine Zukunftspläne schmiedete.

Wenn ich umziehe, muss dies ein kompletter Cut sein. Ein Neuanfang. Neues Inventar, neue Möbel. Doch einiges wird auch aus meinem alten Leben mitkommen (müssen). Was aber, wenn ich dieses alte Zimmer betrete und es unvollständig ist? Hier hängt mein Leben, meine Erinnerungen. Die kann ich nicht einfach mitnehmen. Ich werde unvollständig sein, mein Leben wird unvollständig sein. Unvollständiger, als es seit der Trennung eh schon ist.

Ich verzweifle.

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