Ich beziehe mich mit diesem Beitrag auf meinen Beitrag von vor 8 Tagen: https://aspienaut.de/?p=620
Ein aktuelles Update zur Thematik, da ich eben die Info erhielt:
Absage, weil das Gesamtbild einfach nicht stimme. (Dazu möge man bitte einen Blick in den Beitrag von vor einer Woche werfen. Man gab mir sogar schon mündlich eine Zusage!)
So, kurzer Abriss zum Verlauf:
Ich habe vor einer Woche den Test gemacht, hatte das Gespräch mit der Personalleiterin und ging mit einem massiv unwohlen Gefühl aus der Sache raus. Die Dame wirkte zwar nett, aber man merkte ihr immer an, dass sie einen fragenden Blick auflegte, wenn ich sprach. Irgendwie war eine ganz komische Stimmung im Raum.
Es fing an mit einem Persönlichkeitstest. Dazu gehörten Fragen a la “wie würde ihr Umfeld ihre Zuverlässigkeit bewerten?”, “wofür würden sie sich entscheiden: Ein Gedicht oder ein Gewehr”, “fühlen sie sich anderen Menschen überlegen”, “Wären sie lieber Förster oder Lehrer” und viele andere Fragen, die ich leider nicht mehr im Gedächtnis habe. Die Beantwortung erfolgte per “ja”, “unentschieden” oder “nein” bzw zwischen der Wahl der möglichen Punkte. Für mich gab es oft Fragen, die ich nicht mit den vorgegeben Antwortmöglichkeiten beantworten konnte. Würde ich mich für ein Gedicht oder Gewehr entscheiden? Das – und viele andere Fragen – waren Fragen, deren Antwort ich erklären musste. Generell hätte ich zu jeder Frage sehr viel sagen können, weil sie teilweise sehr uneindeutig formuliert waren.
Anderes Beispiel: “Sinkt bei schlechtem Wetter ihre Laune UND ihre Arbeitsleistung?”. Antwortmöglichkeiten “ja”, “Unentschieden”, “nein”. Mein Gedankengang, den ich auch so erläuterte: Meine Laune sinkt, aber das hat keinerlei Einfluss auf meine Arbeitsleistung, jedoch steht dort “Laune UND Arbeitsleistung”, weshalb ich die Frage zwar – aufgrund der UND-Verknüpfung – mit Nein beantworten müsse, dies aber nicht der Realität entspricht, da zwar meine Laune sinkt, dies jedoch keinerlei Bezug zur Arbeitsleistung hat.
Dieses Beispiel steht stellvertretend für rund 50 % der Fragen im Test.
Insgesamt waren es ungefähr 5 Bögen mit je 20-100 Fragen. Zum Schluss folgten Fragen zur Mitarbeiterführung und Problemlösung als Vorgesetzter und eine mathematische Knobelaufgabe, für die man mir die Anleitung vorlas. Im Nachgang erfuhr ich, dass sie es Bemerkenswert fand, dass ich die Aufgabestellung ohne große Notizen direkt verinnerlichte – eine Thematik an der die meisten Bewerber bereits scheitern, wie sie mir sagte. Zudem rechnete ich in den vorgegebenen 10 Minuten mehrere alternative Lösungswege durch, was wohl auch nicht an der Tagesordnung ist.
Im Anschluss folgte noch ein Gespräch über meine Erwartungshaltung, mein Umgang mit Stress. Das Thema Asperger/Schwerbehinderung wurde nur rudimentär angeschnitten, wobei es anfangs erst hieß, dass man diesbezüglich Zweifel hätte.
Gut, der ganze Termin dauerte 2 1/2 Stunden und man versprach mir eine Rückmeldung in der folgen – also der aktuellen – Woche.
Das Warten war höllisch. Ich kann seit 5 Tagen nicht schlafen, mir ist nur noch schlecht, ich fange vor lauter Stress an spontan zu heulen, bin einfach nur fertig, weil ich mir diesen verdammten Job so sehr wünschte und so sehr hoffte, dass es klappte.
Heute dann der Anruf. Man entschied sich leider gegen mich. Auf meine Nachfrage, wie diese Entscheidung zustande kam, zumal man mir eine Woche zuvor noch eine mündliche Zusage erteilte und mich bereits auf der Vertragliche einschwor, wurde nur um den heißen Brei geredet. “DAS GESAMTBILD PASSE EINFACH NICHT” und sie sieht mich in einem anderen Umfeld, aber nicht dort. Ich solle den Kopf nicht hängen lassen.
(das in dem Kontext, dass man eine Woche zuvor bereits das vertragliche Regeln wollte, und mir die HR-Dame plötzlich Steine in den Weg legte, macht diese Aussage besonders pikant und zynisch.) Auf mein Nachhaken wurde nicht eingegangen. Ich wusste aber, dass das auf dem Mist der HR gewachsen war (RW) und sie plötzlich dazwischenfunkte. (siehe verlinkter Beitrag)
Ich versuchte sie zum Test zu fragen, aber sie wich aus. Ich blieb hartnäckig und ratterte meine Fragen runter:
“Darf ich fragen, an wievielen Asperger-Autisten der Test erprobt ist und wieviele damit erfolgreich eingestellt wurde?”
“Meine Absichten beim Test wären für sie vielleicht ersichtlicher gewesen, wenn man mir die Möglichkeit gegeben hätte, meine Antworten zu erläutern.
Man kann einen Autisten nicht nach denselben Kriterien bewerten, wie es bei neurotypischen Menschen der Fall ist – erst recht nicht mit einem Fragebogen, der einen Autisten regelrecht diskriminiert, weil die Fragen weder eindeutig formuliert sind noch Möglichkeit zur Erklärung einkalkuliert ist.
Sie haben bereits im Gespräch gemerkt, dass ich Anmerkungen zu diversen Fragen hatte, weil diese sich nicht mit einem einfachen Kreuz an einer vorformulierten Antwort beantworten lassen.
Meine Wahrnehmung und Auffassung sind völlig konträr zu deren eines neurotypischen Menschen, für den ein solcher Test zugeschnitten ist.
Ich zweifle das Testergebnis ernsthaft an und wage zu behaupten, dass ein solcher Test die Persönlichkeit eines Asperger-Autisten nicht korrekt widerspiegelt.”
“Es mangelt mir nicht an IQ. Ich kann lediglich nicht zwischen den Zeilen lesen und somit sind Psychotricks und Spielchen für mich nicht per se ersichtlich.
Aber dazu sagte ich Ihnen ja bereits, dass sowas in der Praxis kaum ins Gewicht fällt, wenn ich das Gegenüber kenne.”
“Ich verstehe nicht, wieso ein Test unter solchen Bedingungen nun meine Motivation, meinen Ehrgeiz, meine Noten und Leistungen, sowie das positive Feedback des Probearbeitens in den Schatten stellen soll.
Dieser Test hat Null Aussagekraft über mich und meine Leistung bei der Arbeit”
Ja, ich hatte mir ein grobes Skript zurechtgelegt, weil ich meinem Bauchgefühl vertraute und damit rechnete, diese Punkte ansprechen zu müssen. Nach der Absage ging es mir auch gar nicht mehr um die Stelle, sondern nur noch um Gerechtigkeit. In dem Kontext erwähnte ich meine weitere Vorgehensweise, nämlich dass ich die Angelegenheit nun anwaltlich prüfen lasse.
Daraufhin wurde sie ungehalten: Sie hätte mich auch gar nicht erst informieren brauchen, keifte sie mich an. (die Änderung der Tonlage war hier sehr, sehr eindeutig). Ich, dem Weinen nahe, legte auf und schaltete das Handy aus.
Ich werde nun tatsächlich den Sachverhalt der Antidiskriminierungsstelle melden und einen Anwalt einschalten. Mir geht es gar nicht mehr um diese Stelle in dieser Firma (da habe ich eh keinerlei Chancen mehr), sondern ausschließlich um Gerechtigkeit und der Tatsache, dass ich es leid bin, ständig von fremden Menschen pauschalisiert und drangsaliert zu werden. Einem Bewerber erst eine mündliche Zusage erteilen, ihn drauf einschwören, dass die Personalleitung wegen der vertraglichen Dinge anrufen wird und dann dieser offensichtliche Alleingang der HR (siehe verlinkter Beitrag von letzter Woche).. Das geht einfach gar nicht.
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