Nägel mit Köpfen, Fortsetzung.

Letzte Woche fasste ich den Entschluss, dass etwas geschehen muss. So weit so gut. Nachdem ich in den letzten Monaten mit sämtlichen Stellen an der Hochschule in Kontakt war, die mir alle nicht wirklich weitergeholfen haben, wandte ich mich nun an die Psychosoziale Beratungsstelle des Studentenwerkes.

Man verwies mich an ein hiesiges Autismuszentrum, dem ich umgehend meine Problematiken per Mail schilderte. Voller Erwartung und Hoffnung, endlich die richtige Anlaufstelle gefunden zu haben, kontrollierte ich während der letzten 7 Tage im Stundentakt meinen Posteingang. Leider vergebens.

Habe nun eine weitere Nachfrage geschickt.. Ich hoffe, die lassen mich nicht auflaufen. Mittlerweile beginne ich wieder zu phantasieren? Ist es Taktik? Auf der Seite der Institution fand ich die drei Buchstaben ABA (“um Himmels Willen!” hätte meine Ex nun gesagt) und interpretiere nun alles mögliche in die Nicht-Reaktion hinein. Reagiert man aus Prinzip nicht auf Hilferufe? Oder ist die Mail einfach untergegangen? Können sie meinen verzweifelten Hilferuf bewusst ignoriert haben?

Ich mache mich wieder selbst verrückt.. Und hoffe einfach nur auf Hilfe.

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18. Juni: Autistic Pride Day

Autistic pride. Stolz auf Autismus? Nein! Es ist so falsch, auf etwas stolz zu sein, was man nicht eigenständig erreicht hat! Sei es Nationalität, Geschlecht, Sexualität oder was auch immer. Worauf man jedoch stolz sein kann – und das erklärt der Artikel ganz gut – ist etwas trotz Einschränkungen erreicht zu haben; sich der Behinderung zu widersetzen. Behindert ist man nicht, man wird es: Durch starre, altbackene Ansichten und Verhaltensweisen von Nichtbetroffenen.

Worauf ich stolz bin? Mit 31 Jahren, nach fast 10 jähriger Isolation, eine dreijährige Ausbildung in 20 Monaten als Jahrgangsbester abgeschlossen zu haben.
Worauf ich stolz bin? Das Abi im zweiten Bildungsweg im Anschluss, ebenfalls als Jahrgangsbester mit Einserschnitt. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, meine Passion in einem Gesellenbrief verewigt und studiere nun das, was mich mein ganzes Leben bereits begeistert, was mich schon als Kleinkind fesselte.

Und das obwohl Anfangs niemand auch nur einen Hauch von Vertrauen oder Hoffnung in meine zielstrebige Planung investieren wollte!

Darauf bin ich stolz!

Weder Ämter, noch die entsprechende Kammer, noch andere Berater, geschweige denn die potentiellen Arbeitgeber bei denen ich mich bewarb – sogar ein Psychologe nahm mir jeglichen Wind aus den Segeln, stempelte mich als dumm ab und meinte allenernstes, dass jemand wie ich nur in einer Behindertenwerkstatt einen Job finden würde [sic!]. Ich wurde ich belächelt, teilweise nichtmal ernst genommen. Man sah den Lebenslauf und pauschalisierte. Ich wurde vor meiner Ausbildung sogar zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, nur mir sagen zu lassen, dass man sich mit einer solchen Lücke im Lebenslauf lieber gleich auf ein Leben in Hartz4 einlassen könne und ich mir keine Hoffnung auf eine Ausbildung machen sollte.

Niemand, absolut niemand machte auch nur den Versuch, hinter die Fassade zu schauen!

Die Genugtuung, die ich durch meine Abschlüsse und Gutachten in den letzten Jahren erlangte, ist grenzenlos. Ein symbolischer Mittelfinger gen all jene, die mich zu Unrecht verurteilten und teils sogar bewusst erniedrigten.

Darauf bin ich stolz und das lasse ich mir nicht nehmen. Die ganze Welt soll das hören!

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Nägel mit Köpfen

Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Bringt ja nichts, ständig vor seinen Problemen weg zu laufen. Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht. Fakt ist: Die Trennung von meiner Ex im Herbst 2017 hat mich zerstört. Psychisch, emotional und vor allem sozial.

In den Jahren zuvor habe ich vieles aufgebaut und erlangt, was in den letzten Monaten komplett in sich zusammenstürzte. Ich bin nicht mehr ich. Jeden Tag diese eine, ständig wiederkehrende Frage: Was wäre wenn? Wenn ich nicht abhängig von dieser Person geworden wäre, ich nicht jeden Tag den Schock der Trennung auf’s Neue erleben würde.

Mit jedem weiteren Tag dreht sich die Abwärtsspirale nur noch weiter und hält mich spürbar von den wichtigen Dingen des Lebens ab. Die emotionale Degenerierung ist Woche für Woche stärker spürbar.

Das Leben, das ich momentan führe, ist toxisch und führt zu nichts, außer dass ich der Person, die es am wenigsten verdient hat, auch nach 20 Monaten noch Aufmerksamkeit und Kapazitäten widme. Aufmerksamkeit und Kapazitäten, die anderswo zu kurz kommen: Im Studium, im Leben – einfach überall.

Wie ich eingangs schrieb: Ab jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht. In den letzten Wochen klapperte ich sämtliche psychosoziale Beratungsstellen des Studentenwerkes in Osnabrück und der Hochschule ab und habe nun hoffentlich die letzte Email verschickt, in der meine letzten 18 Monate beschrieben werden.

Ich hoffe, endlich an der richtigen Stelle angelangt zu sein und fiebere natürlich der Antwort entgegen.

Wenn ich also in absehbarer Zeit über mehrere Wochen hinweg nichts verlauten lasse – Keine Panik! Mittlerweile bin ich für jede Form der Therapie offen, auch wenn dies stationär sein muss.

Die Phase des Aufgabens habe ich längst überwunden. Einmal mit Schläuchen im Hals aufwachen, war mehr als genug. Ein einschneidendes Erlebnis, das mir im Nachhinein Kraft gab. Jedoch auch unfassbare Wut und Hass. Beides Faktoren, die ich endlich begraben möchte.

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Erstkontakt zu Psychologen anno 2014: Ein Erfahrungsbericht.

Ich habe einen alten Text wiedergefunden, den ich ~2014 schrieb, als ich den ersten Kontakt zu einem Psychiater und Psychologen aufnahm. Dies geschah lange vor meiner Diagnose und treibt mir auch heute noch die Wut in den Kopf:

Man sollte meinen, ein Psychologe wäre ein einfühlsamer Mensch, der es versteht, auf die Probleme anderer Menschen einzugehen, insbesondere wenn sich diese aus freien Stücken dazu überwinden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um langanhaltende Probleme zu bewältigen.

Ich selbst befinde mich an einem Punkt, an dem mir eben diese Hilfe der einzig vernünftige – unumgängliche – Weg zu sein scheint. Viel zu lang schon schiebe ich meine zähflüssigen Gedanken umher, ohne wirklich aus ihnen schlau zu werden. Sie bestimmen meinen Alltag seit viel zu langer Zeit und hindern mich, Dinge zu tun, die für andere Menschen alltäglicher Natur sind.

Mein erster Kontakt zu einem Psychologen führte mich zu einem Amtspsychologen der Arbeitsagentur, welcher sich meiner Geschichte annahm und ein offenes Ohr zeigte. Es war ein leicht schrulliger, aber doch sympathischer Mensch, der Geduldig zuhörte, über scheinbar banales mit mir sprach und zum Schluss ein Resümee zog, welches ich über mich und meine Situation nicht passender hätte formulieren können. Natürlich war mir bewusst, dass dieses eine Gespräch keine allgemeingültige Diagnose war, doch wurd mir zu diesem Zeitpunkt klar, wo ich meine Gedanken einzuordenen habe und war recht froh, eine grobe Einschätzung eines professionellen Gedankendoktors erhalten zu haben. Ich wusste zumindest nun, wo ich ansetzen musste, um weiter am Ball zu bleiben, welche Schritte ich zu gehen hatte.

Der nächste Schritt führte mich, wie von mehreren Seiten empfohlen, zu einem Neurologen. Im Grunde ein überflüssiger Gang, dem ich bis heute nichts positives abverlangen kann. Gerade wenn es um sensible Themen wie die Psyche geht, sollte man sich im Umfeld der Behandlung zumindest nicht so unwohl fühlen, dass man am liebsten schlagartig fliehen möchte. Schließlich muss die Chemie stimmen, um sich erfolgreich auf die Behandlung einzulassen. All dies war dort nicht gegeben:  Eine altbackene Praxis, welche aus Zeiten Freuds persönlich hätte stammen können, sowie ein ebenso biederer Psychiater, welcher mir persönlich nicht unbedingt als der sympathischte erschien. Hier wollte ich gar nicht sein, doch gab es kein zurück. Ich fühlte mich in eine vergangene Epoche zurückversetzt, in der Lobotomien die einzig probate Behandlung zu sein schienen. Ein recht ruppiger Umgang und Massenabfertigung rundeten die ganze Situation ab. Der Arzt vermittelte mir direkt, dass er für meinen konkreten Fall nicht die richtige Anlaufstelle darstellte und empfahl mir stattdessen einen Psychotherapeuten. Zudem gab er mir eine erste Dosis Antidepressiva mit. Für welche ich mir nach zehn Tagen ein Rezept hätte abholen müssen. Doch schon beim ersten Besuch war mir recht schnell klar, dass ich diese Praxis kein weiteres Mal betreten würde. Ekel und Abscheu förderten in mir ein zu großes Unwohlsein zu Tage, dass ich besagte Praxis nicht wieder betrat und somit auch kein Rezept erhielt. Ein Fehler, welchen ich bewusst begangen habe, doch maß ich ihm keine weitere Bedeutung bei. Schließlich gab es auch noch andere Praxen, welche in Frage kamen.

So wandte ich mich an den mir zuvor empfohlenen Psychotherapeuten und vereinbarte einen Termin. Die schnelle Wartezeit von 1 1/2 Wochen stimmte mich positiv. Schließlich sind in anderen Praxen meist mehrere Wochen bis gar Monate einzukalkulieren.

Beim Thema Psychologe hatte ich immer noch das fast viel zu ideale Gespräch mit dem Amtspsychologen im Hinterkopf. Mit dieser Vorstellung ging ich zu Herrn T. Ich suchte Antworten auf mein Problem, um dieses zu verstehen und damit umzugehen – einfach um zu wissen, was nun mit mir los ist, um an mir zu arbeiten.

Der Tag der Tage näherte sich und fing schließlich damit an, dass man mir eine recht umfangreiche Mappe mit diversen Fragebögen vorlegte. Über fast zwei Stunden hinweg machte ich brav meine Kreuzchen und schilderte meine Situation in freien Texten. Vielfach erschienen diverse Fragebögen in redunanter Ausführung mit leicht abgeänderten Fragegestellungen und erinnerten an Psychotests, wie man sie im Internet zu Hauf findet. Doch erschien mir diese Methode recht sinnvoll, um sich dem unbekannten Therapeuten in kompakter Weise vorzustellen. Auch wenn ich bis dato noch kein persönliches Gespräch mit dem Master of Therapy himself führte, war ich guter Dinge und freute mich gar auf das nahende Gespräch.

Zwischenzeitlich ließ sich der Therapeut sogar im Wartezimmer blicken, doch würdigte er die Wartenden keines Blickes. Angesichts der Tatsache, dass zu dem Zeitpunkt das Wartezimmer recht überschaubar besetzt war und im Grunde nur ich (mit meiner Freundin als Begleitung) dort wartete, schon ein erstes Ereignis, das mich ein wenig skeptisch stimmte. War er einfach nur unfreundlich oder hatte er wirklich so viel zu tun, dass es nicht einmal für eine kurze Begrüßung des neuen Patienten reichte?

Die ausgefüllte Mappe gab ich schließlich bei der Empfangsdame ab, welche die Fragebögen auswertete und die Ergebnisse dem Therapeuten vorlegte. Kurze Zeit später wurde ich auch schon ins Gesprächszimmer gerufen. Der Therapeut wirkte wortkarg und distanziert. Der erste Eindruck alles andere als sympathisch. Ich deutete das Verhalten als taktische Maßnahme, um meine Reaktion zu ergründen. Schließlich fragte er mich, was mein Anliegen sei und was er für mich tun könne. ich schilderte meine Geschichte, wie ich sie auch schon in der zuvor ausgefüllten Mappe darstellte und nannte Beweggründe und Ziele, welche ich mir aus einer Therapie erhoffte.

Aufgrund der Tatsache, endlich den Schritt in Richtung Therapie gewagt zu haben war ich dementsprechend aufgeregt und sprach hektisch und schnell. Eine Sache, die mir in solchen Stresssituationen oft widerfährt. Doch dass ausgerechnet der Therapeut dies scharf kritisierte und mich regelrecht dazu aufforderte endlich mal vernünftig und deutlich zu sprechen, stimmte mich noch missmutiger und erregter. Ich fühlte mich zunehmends unwohler und verschloss mich um so mehr dem Therapeuten gegenüber.

Als Fehler stellte sich nun heraus, von dem vorhergehenden Besuch beim Neurologen erzählt zu haben. Die Tatsache, dass ich es damals bei einem Besuch beließ wertete er als Desinteresse an einer Behandlung. Das Argument, dass ich mich dort unwohl fühlte, ließ er nicht gelten und redete mich in Grund und Boden. Selbst die Aussage des Neurologen, dass ich bei einem Therapeuten besser aufgehoben sei, widerlegte er. Unter solchen Umständen habe er – wortwörtlich – keinen Bock, mich zu behandeln und ich würde anderen Leuten die Kapazitäten klauen. Ich fiel aus allen Wolken. Sowas von einem Psychologen? So langsam begriff ich, wieso es dort so schnell einen Termin gab.

Statt meiner erhofften Antworten erhielt ich nur weitere Fragen: Hat mich der Therapeut überhaupt ernst genommen? War ihm überhaupt bewusst, dass er einen Menschen vor sich hatte, für den dieser Gang zum Therapeuten eine große Überwindung darstellte? Auf mich als Person wurde nicht eingegangen. Mein Problem in ein komplett falsches Licht gedrängt und einhergehende Symptome und Begleitumstände zum Hauptproblem gemacht. Es hagelte Zynismus und Vorurteile. Man ließ mich nicht ausreden und pauschalisierte anhand oberflächlicher Fakten, ohne auch nur den Versuch zu starten, mich kennenzulernen. Immer wieder wurde auf meinem Verhalten herumgeritten und Begleiterscheinungen, welche nur das Resultat anderer Probleme sind, zum angeblichen Hauptproblem glorifiziert. Der Fragebogen, welchen ich zuvor über 2 Stunden ausfüllte, wurde erst gar nicht beachtet, mein Hilferuf komplett ignoriert. All das Seelenstriptease vergebens.

Jegliche Hoffnung auf Lösung meines Problems schien in dieser Praxis zu verpuffen. Empathie suchte ich vergebens. Dieser Unmensch wirkte auf mich wie ein emotionaler Mähdrescher, der es verstand, sein gegenüber einzuschüchtern und zu manipulieren. Nie fühlte ich mich so hilflos, dumm und schlecht, wie bei diesem Gespräch.

Der Therapeut nutzte seine Position schamlos aus und spielte ein perfides Machtspiel. Sein Verhalten verschlug mir all zu oft die Sprache, ich konnte nicht fassen, was ich dort erlebte. In Anbetracht der Schocksituation fiel es mir schwer, passende Worte zu finden und merkte, wie sich Zorn und Hilflosigkeit in mir ausbreiteten und mich stottern ließen. Sie können sich ja nicht einmal vernünftig artikulieren, war seine Reaktion und er fing an mich als hoffnungsloser Blödel darzustellen. Das Gespräch entwürdigte mich immer mehr und er ging in seiner Rolle immer weiter auf, mich unaufhörlich zu demütigen, beleidigen und einzuschüchtern.

Was ich dort erlebte, war traumatisierend, entwürdigend und versetzt mich auch nun – 36 Stunden danach – noch in einen Zustand der Ohnmacht. Es ist ein Unding, wie ein solch inkompetentes Arschloch in einem solch sensiblen Bereich arbeiten kann. Was ich dort zu hören bekam, war Stammtischgeplenkel unterster Güte. Eine Internetrecherche zeigt, dass ich nicht der einzige bin, dem dies bei besagten Therapeuten passierte.

Nun wird eben wieder herumtelefoniert und nach Alternativen gesucht.. Dort werde ich mich auf jeden Fall nicht wieder blicken lassen!

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Aspie und Aspie? Funktioniert nicht!

Kurz nach der Trennung warf mir meine Ex die Aussage an den Kopf, dass Aspie und NT in einer Beziehung nicht funktionieren kann – auf diesen Schluss kam sie nach 5 1/2 Jahren Beziehung. Ferner behauptete sie, dass ich ebenfalls eine Aspiepartnerin bräuchte, damit beide Partner in ihrer Welt leben können.

Ich kenne nicht viele andere Aspies, bis auf meinen Vater, den ich mit 29 durch Zufall kennenlernte, der jedoch aufgrund eines Missverständnisses kurze Zeit später den Kontakt wieder abbrach, war es lange Zeit die einzige Begegnung mit ähnlich tickenden Menschen.

Durch mein Hobby, die Fotografie, lernte ich Anfang des Jahres jedoch eine Aspiefrau kennen, mit der ich einige Male fotografieren war. Jedoch wurde mir schnell klar, dass auch das keine gute Kombination sein kann. Missverständnisse und Kleinigkeiten, die zu noch mehr Missverständnissen führten.

Zu allem Überfluss, entwickelte sie nach kurzer Zeit Gefühle für mich, die ich nicht erwidern konnte. Was jedoch nicht heißt, dass ich nicht gern mit ihr fotografieren ging. Im Gegenteil, wäre ihre emotionale Komponente nicht ins Spiel gekommen, hätte ich auch weiterhin viel Spaß gehabt, mit ihr zum fotografieren ins Grüne zu fahren.

Jedoch konnte ich mit der Nähe nichts anfangen und das Konstrukt Aspie-Aspie erschien mir noch komplizierter, als Aspie-NT. Viele Dinge die ich für normal erachtete, führten zu noch mehr Spannungen. Wenn man sich zum Fotografieren verabredet, muss ich mir nicht sagen lassen, ich hätte mehr Sinn für die Kamera, als für die Begleitung.

Das zweite Mal, dass mir andere Aspies deutlich anstrengender und nervtötender erschienen, als NTs. Soviel zu den weisen Worten meiner ach so schlauen Ex, die die Weisheit anscheinend mit Löffeln zu sich nahm.

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Unerwünscht und unsichtbar.

So, das erste Semester ist vorbei, ich hab es nicht einmal geschafft, mit meinen Kommilitonen zu sprechen. Es klappt einfach nicht! Nun kam ich jedoch auf die glorreiche Idee, die Leute bei Instagram und co. ausfindig zu machen, um zaghaften Kontakt aufzubauen.

Gesagt, getan. Habe einige gefunden und ein paar Bilder kommentiert, in der Hoffnung, auf diesem Wege das Eis brechen zu können. Tjoa. Ging wohl nach hinten los.. von einigen wurde ich direkt geblockt, andere reagierten erst gar nicht.

Klar, es wirkt sicher creepy, wenn jemand, der während des gesamten Semesters augenscheinlich komplett den Kontakt meidet und ständig allein in der letzten Reihe sitzt, plötzlich im Netz auftaucht und Kommunikation sucht. Aber es ist nunmal meine einzige Möglichkeit, um überhaupt mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Ich wünschte, es wäre anders, aber es ist nunmal wie es ist.. Sobald das Eis jedoch erstmal gebrochen ist, kann ich sogar eigentlich ganz normal sein und auch sozial interagieren.. Nur muss man mir die Chance dazu geben.. Aber dazu kommt es trotz meiner Bemühungen leider nicht.

Generell kam es mir schon seit längerer Zeit vor, dass ich für meine Kommilitonen “Luft” bin. Während der Rest komplett vernetzt ist, bin ich der einzige, an dem organisatorische Neuigkeiten ständig vorübergehen.

Die Studiengangleitung riet mir schon eindringlich, dass ich unbedingt sozialen Anschluss finden MUSS, um nicht unterzugehen.. Die Studiengangleitung ist jedoch auch die Gleichstellungsbeauftragte – hat aber von Autismus NULL Ahnung, geschweige denn Erfahrung, wie ein Autist tickt.

Das erste Semester habe ich als Einzelkämpfer nun letztendlich inhaltlich doch ganz gut gemeistert und ich bin mir sicher, dass ich meinen Weg auch weiterhin gehen kann. Jedoch merke ich langsam, dass ich – trotz jeglicher sozialer Inkompetenz – mich mittlerweile irgendwie nach Kontakt zu anderen Leuten – insb. Kommilitonen – sehne.

Ich bin immer noch komplett allein in dieser Stadt und mir fällt einfach die Decke auf den Kopf. Bislang habe ich jegliche Dinge allein gemacht, aber das kann nicht so weitergehen.

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das übliche Gesülze..

Kann man in Osnabrück eigentlich auch was anderes, außer sich zu Tode zu langweilen? Fragen über Fragen. Diese Stadt ist für mich wie ein Käfig. Sicherlich sind diese Worte – der eigentlich schönen Stadt gegenüber – unfair, doch bin ich mittlerweile wieder an einem Punkt der Unfähigkeit angelangt, wie ich ihn in diesem Ausmaß zuletzt vor 8 Jahren erlebte.

Jegliche Sozialisierung, die ich mir während meiner letzten Beziehung aneignete, ist verschwunden. Je länger ich hier bin, desto mehr bereue ich den Umzug, desto mehr verkrieche ich mich in mein nicht vorhandenes Refugium und suche Ablenkung im Internet.

Mir fehlt meine gewohnte Routine, mein sicheres Umfeld, das Gleichgewicht in meinem Leben.

Dieses Leben, das ich momentan führe, ist nicht meins. Es ist viel mehr das Leben, das ich mir vor 3 Jahren ausmalte, um anderen Menschen zu beweisen, dass ich kein Verlierer bin. Ein Liebesbeweis für Menschen, die mich längst aus dem Gedächtnis gestrichen haben.

Diese Stadt; Diese Wohnung – es ist eine Hassliebe. So euphorisch ich noch im Sommer war, so sehr hasse ich jeden Moment, den ich hier verbringe.

Die Quintessenz: Ich bin nicht imstande, alleinverantwortlich und selbstständig zu leben und zeitgleich einem Studium nachzugehen. Einfachste Dinge, die mir in den letzten Jahren keinerlei Probleme bereiteten, behindern mich, werfen mich aus der Bahn.

So sehr ich mich gerade nach sozialem Anschluss sehne, wie er mir während der letzten Jahre gegönnt war, so wenig bin ich überhaupt imstande, darauf hinzuarbeiten, wahrgenommen zu werden. Nach einem Semester habe ich es nicht geschafft, auch nur einen Satz mit Kommilitonen zu wechseln, geschweige denn, diese persönlich kennenzulernen. Stattdessen vegetiere ich in meiner Blase und drehe mich im Kreis.

Natürlich versäumte ich es durch meine absolute Missorganisation, einen Nachteilsausgleich für die Prüfungen zu beantragen, der mir laut Diagnose und Gutachten in einem umfangreichen Ausmaße zusteht. Im Grunde ist dieser Nachteilsausgleich für mich der einzige Weg, das Studium nicht an den Nagel zu hängen, der einzige Weg, nicht zu versagen. Das die magische grüne Karte nötig ist und ich dieses Ass tatsächlich ausspielen muss, wurde mir während meiner Ausbildung schon bewusst. Ohne hätte ich damals schon versagt.

Die gestrige Chemieklausur zeigte erste Früchte meiner Desorganisation. Während die ersten 2/3 noch gut von der Hand liefen, steuerte ich mit dem letzten Drittel ins Nichtbestehen. Wieso? Weil mich die – wenn auch subtile – Geräuschkulisse in den Wahnsinn trieb. Rascheln, Husten, Quietschen und Geräusche, die jeder andere Mensch ignoriert, hämmerten immer lauter werdend auf mich ein, ich geriet innerlich ins Kochen und hätte schreienderweise den Saal verlassen können, wäre es nicht so peinlich gewesen. An Konzentration war nicht mehr zu denken, selbst das Raunen der Lüfter in den Beamern war zu viel. Die Texte auf meinen Prüfungsbögen verflossen zu einer Masse, die ich nicht mehr klar wahrnehmen konnte. Ende.

Auf meine Anfrage kurz vor den Prüfungen, teilte man mir mit, dass selbst Ohrenstöpsel, die mir deutlich geholfen hätten, nicht während der Klausuren erlaubt seien, da dies als Täuschungsversuch hätte gewertet werden können.

Mit dieser Erkenntnis werden leider auch die folgenden fünf Prüfungen in den kommenden Tagen ähnlich verlaufen.

Ich fühle mich, als hätte ich den Anschluss verloren. In jeglicher Hinsicht

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Negative Gedanken

So langsam glaube ich, der Umzug und das Studium sind die beiden größten Fehler der letzten Jahre. Ich bin gnadenlos überfordert. Nicht mit dem Studium per se. Eher mit der Tatsache, die neuen Impressionen nicht verarbeiten zu können und dadurch den Blick fürs Wesentliche zu verlieren.

Mir fehlt die Stütze, die mich in solchen Situationen immer wieder auf die richtige Spur bringen konnte. Statt zu lernen laufe ich 3 Stunden ziellos durch den Supermarkt und werde bereits vom Personal angesprochen. Ich sitze auf dem Sofa und starre 4 Stunden die Wand an. Ich warte. Nur Worauf ich warte, weiß ich nicht. Die Zeit vergeht, ich bekomme nichts erledigt, ich hänge in einer Zeitschleife.

Mir war von vornherein klar, dass ich kaum bis keine neue Kontakte knüpfen würde. Weder zu Kommilitonen, Nachbarn, sonstige. Die Menschen um mich herum sind gesichtslose Silhouetten, die mir Unbehagen bescheren, die ich instinktiv meide. Aber mir war nicht klar, dass mich gerade dieser Fakt momentan an den Rand der Verzweiflung treibt.

In meiner gewohnten Umgebung machte mir das nie etwas aus. Im Gegenteil, ich war froh, den meisten aus dem Weg gehen zu können und mich nicht auf neue Menschen einstellen zu müssen. Zu allem Überfluss reißen jedoch durch die Distanz nun auch die wenigen Kontakte in die Heimat ab.

Wozu das Ganze? Wem will ich eigentlich hier etwas beweisen? Jede Nacht sitze ich wach im Bett und zerbreche mir den Kopf. Was ist in 4 Wochen, was in 4 Monaten? Ich will schlafen, aber komme ich nicht zur Ruhe.

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Irgendwie brauche ich gerade dringend jemanden zum Reden. Jemand, der mir nahe steht, den ich seit Jahren kenne, eine Person, zu der eine vertrauensvolle Bindung vorhanden ist. Eben jemanden wie Dich, die mich vor einem dreiviertel Jahr verlassen hat.

Ich bin unvollständig, es fehlt ein Teil von mir, ich fresse alles nur noch in mich hinein. Dabei ist in den letzten Monaten so viel geschehen, so viel Positives. Ich habe so viele Ziele erreicht, bin so weit gekommen. Du wärst stolz auf mich.

Es fehlt mir, mit einem Menschen über das Alltägliche zu reden, über persönliche Dinge, über Probleme, über Gemeinsamkeiten.

Ich bin unvollständig. Mit Dir ist ein Teil von mir gegangen.

Manchmal frage ich mich, wozu ich mir überhaupt die Mühe mache, im Leben vorwärts zu kommen, wenn dieser eine Mensch an meiner Seite fehlt, der mich mit dem Feuer in den Augen motivierte und mich mit der Wärme im Herzen nach vorn brachte.

Ich habe viel erreicht, aber ich kann mich nicht freuen. Es ist alles so banal, dass es mir schon fragwürdig erscheint, an diesen Zielen festzuhalten.

Du fehlst mir.

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